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Die Commerzbank will die jährlichen Kosten nach der Übernahme der Dresdner Bank um rund 1,9 Milliarden Euro drücken.

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Frankfurt - 136 Jahre nach ihrer Gründung bleibt von der Dresdner Bank nach der Übernahme durch die Commerzbank nicht viel übrig. Commerzbank-Chef Martin Blessing will die Investmentbank-Tochter Dresdner Kleinwort, die der Allianz in den vergangenen Jahren immer wieder Verluste eingebracht hatte, zusammenstutzen. Die "grüne" Traditionsmarke Dresdner Bank wird aller Voraussicht nach vom Markt verschwinden. Der bisherige Vorstandschef Herbert Walter zieht als einziger der acht Dresdner-Vorstände in das Management der Commerzbank ein und soll sich dort um den Vertrieb kümmern.

Die Commerzbank versprach am Montag, in den Jahren nach der 9,8 Mrd. Euro teuren Übernahme zwei Mrd. Euro Kosten einzusparen. Die Anleger überzeugt sie damit dennoch nicht. Die Commerzbank-Aktie verlor über zehn Prozent auf 18 Euro. Trotz des geplanten Abbaus von 9.000 Arbeitsplätzen in beiden Häusern begrüßten Politiker und Verbraucherschützer den Zusammenschluss zur Nummer zwei der Branche hinter der Deutschen Bank. 6.500 Stellen sollen allein in Deutschland wegfallen.

"Die Commerzbank untermauert mit dieser Übernahme ihren Anspruch, die führende Bank in Deutschland zu werden", sagte Vorstandschef Blessing in Frankfurt bei der Präsentation der größten Bankenfusion in Deutschland seit dem Kauf der HVB durch die italienische Unicredit 2005. "Die Übernahme der Dresdner Bank ist der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Wir schaffen damit ein größeres und stärkeres Unternehmen." Angreifen will die neue Bank besonders im Privat- und Firmenkundengeschäft. Commerzbank und Dresdner Bank haben zusammen gut elf Mio. Privatkunden und über 100.000 Firmenkunden.

Tiefe Einschnitte

Zunächst kommen auf die rund 26.000 Mitarbeiter der Dresdner Bank aber tiefe Einschnitte zu. Bei der Investmentbank-Tochter Dresdner Kleinwort wolle sich die Commerzbank auf die Beratung von Kunden bei Fusionen, Kapitalmaßnahmen oder Börsengängen konzentrieren und alle anderen Bereiche wie den Eigenhandel eindampfen oder aufgeben, kündigte Blessing an. Damit ließen sich 1,7 Mrd. Euro freischaufeln, die für den Ausbau des Mittelstandsgeschäft und der Privatkundenbetreuung verfügbar seien. Die Bilanzsumme der "neuen" Commerzbank soll bis 2011 um rund 300 Mio. auf etwa 800 Mio. Euro schrumpfen. Der Branchenprimus Deutsche Bank kommt auf gut zwei Bill. Euro.

Experten sind skeptisch, ob die Commerzbank die angepeilten Kosten- und Erlösvorteile von fünf Mrd. Euro schafft. "Die Dresdner Bank hat sich in den vergangenen Jahren als ziemlich immun gegen Restrukturierungen erwiesen", sagte Analyst Heino Ruland von FrankfurtFinanz. Die Kosten der Integration und der Verkleinerung der Dresdner Kleinwort könnten im nächsten Jahr den gesamten Gewinn auffressen, sagte Dirk Becker von Landsbanki Kepler. Commerzbank-Finanzvorstand Eric Strutz erwartet aber schwarze Zahlen.

Die grünen Dresdner-Filialen werden künftig wohl unter dem gelben Commerzbank-Logo geführt. "Es hat wenig Sinn, zwei Marken zu behalten", sagte Blessing. Von 1.500 Filialen werden bis 2012 300 geschlossen. Genossenschaftsbanken und Sparkassen reagierten gelassen. Sie sehen ihre Stellung nicht in Gefahr, bedienen sie doch rund zwei Drittel des deutschen Marktes. Commerzbank und Dresdner Bank kommen zusammen auf gerade acht Prozent.

Gewerkschaft warnt vor Streiks

Die Gewerkschaft Ver.di will sich gegen den geplanten Abbau von 9.000 der 67.000 Stellen wehren. Ver.di-Bundesvorstand Uwe Foullong schloss Streiks nicht aus. Der versprochene Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2011 reiche nicht aus.

Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) begrüßte die Übernahme: "Die Fusion stärkt den Finanzplatz Deutschland." Politiker monieren seit langem, das deutsche Kreditgewerbe sei zu kleinteilig, um international eine Rolle zu spielen. Verbraucherschützer fürchten um die Erreichbarkeit der Bank, wenn das Filialnetz ausgedünnt werde. Commerzbank-Chef Blessing versprach, nur direkt benachbarte Filialen zusammenzulegen.

Für Commerzbank und Dresdner Bank ist es bereits der zweite Anlauf zu einen Zusammenschluss. 2000 hatten sie die Gespräche bereits nach wenigen Wochen abgebrochen. 2001 war die Dresdner Bank für 24 Mrd. Euro von der Allianz geschluckt worden. Sie steigt nun in zwei Schritten wieder aus und bleibt an der fusionierten Commerzbank mit weniger als 30 Prozent beteiligt. (APA/Reuters)