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Foto: AP/Sohn

der dreitagebart signalisiert vollbeschäftigung, wenn nicht stress, sicher ständige zeitnot. er verbindet notstand mit kraft. der

dreitagebartträger steht oder rennt im zenit seiner karriere.

die gepflegte verwahrlosung verträgt sich gut mit designerkluft und haubenrestaurants. die vorgegaukelte zeitersparnis ist

jedoch illusion. der dreitagebartträger erspart sich nur die ersten drei tage ohne frührasur. am vierten tag, spätestens am fünften, muss der dreitagebart auf drei tage zurückgestutzt werden. und das jeden tag. das zurückstutzen verlangt mehr mühe und zeit

als die schnelle glattrasur. das heißt, der dreitagebart verringert nicht den stress, die zeitnot, sondern vermehrt und verstärkt sie. der dreitagebart ist ein höchst anspruchsvolles luxusprodukt,

reine zeitverschwendung. das ist das geheimnis seiner harmonie mit designerkluft und haubenrestaurant. das ausklinken aus

der normalität der täglichen rasur verlangt konzentriertes

rasurverhalten. außerdem hat die dreitagebartforschung weltweit ergeben, dass dreitagebärte mehrheitlich nicht die folge von stress, sondern dessen ursache sind. es gibt auch träger, die uns einen zehntagebart für einen dreitagebart andrehen wollen, mit solchen menschen würde ich mich auf keine diskussion

einlassen. und mit jenen, die erst nach zwanzig tagen einen

dreitagebart erreichen, schon gar nicht.

(friedrich achleitner, DER STANDARD/Printausgabe, 30.08.2008)