Die ÖVP wollte ein Inserat schalten, das die Leserbriefseite der "Krone" kopiert. Die "Krone" lehnte das Inserat ab.

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Missethon wirft der "Krone" vor, Teil der SPÖ-Kampagne zu sein. Wenn Herausgeber Hans Dichand Kanzler werden wolle, "soll er selber antreten und nicht einen Strohmann vorschicken".

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Zwischen "Kronen Zeitung" und ÖVP entspinnt sich ein Zwist um die Wahlwerbung. Die Volkspartei gab am Freitag eine Pressekonferenz zum Thema "Krone verweigert ÖVP-Inserate". Mediaprint-Geschäftsführer Franz Prenner reagierte bereits am Donnerstagabend auf die Behauptung der Volkspartei.

"Warum soll ich die 'Krone' beschimpfen lassen?"

Es handle sich beim "Corpus delicti" um ein ÖVP-Inserat, das die Leserbriefseite der "Krone" kopiert. In vier "vermutlich fingierten" Leserbriefen seien die Konkurrenzparteien sowie die "Kronen Zeitung" selbst mit derben Worten "beschimpft und verunglimpft" worden, so Prenner. Die Werbeagentur sei nicht bereit gewesen, die Wortwahl zu verändern. Er akzeptiere eine "subtile und kritische Hinterfragung der Zeitung, aber warum soll sich die 'Krone' selbst beschimpfen lassen", meinte der Mediaprint-Geschäftsführer.

"Krone"-Manager Prenner: "Wir lassen uns nicht in die Wahlkampfauseinandersetzung hineinziehen."

Zudem haben die Hausjuristen der "Kronen Zeitung" vor der Veröffentlichung des Inserats gewarnt, da sich das Blatt dadurch von den angegriffenen Parteien und Personen klagbar machen würde. "Warum sollten wir uns wegen eines Inserats klagen lassen?", fragt Prenner und betont, dass die "Krone" das für keine Partei tun würde: "Wir lassen uns nicht in die Wahlkampfauseinandersetzung hineinziehen." Freilich sei die "Kronen Zeitung" bemüht, jeder Partei gleich viel Platz einzuräumen. Die ÖVP habe im Gegenzug für das abgelehnte Inserat ein weiteres geschaltet, das in der Morgenausgabe der "Krone" am Freitag abgedruckt ist.

ÖVP geht auf Totalkonfrontation zur "Krone"

VP-Generalsekretär Hannes Missethon greift die Zeitung frontal an und zweifelte ihre Unabhängigkeit an. Die ÖVP wollte in der halbseitigen Anzeige, die der Leserbriefseite der "Krone" nachempfunden ist, "andere Briefe an die Krone" bringen. Darin wird u.a. die "Negativ-Berichterstattung" der Zeitung kritisiert und SPÖ-Chef Werner Faymann attackiert. So heißt es in einem Brief unter dem Titel "Europa gehört zu uns": "Ich kann diese Negativ-Berichterstattung in der Krone nicht mehr lesen. (...) Manchmal glaub ich fast, hinter der Krone stecken die Amis, die unbedingt Europa schwächen wollen.", siehe Inserat links.

Parteilichkeit

Dass man nicht bereit gewesen sei, die Wortwahl zu ändern, begründete Missethon damit, dass die Briefe echt seien und man in Leserbriefe nicht eingreifen wolle.  Die Namen der "Leserbrief"-Unterzeichner finden sich auf der Websites der Werbeagentur cb-promotion.at (auf der Kundenliste u.a. die Steirische Volkspartei), siehe: cb-promotion.at/de/cbteam. Laut ÖVP-Sprecher Gerald Fleischmann Zufall, diese Briefe seien allein aufgrund ihrer Formulierungen ausgewählt worden. Er verweist auf zahlreiche weitere Leserbriefe zur "Krone" die beim ÖVP-Bürgerservice eingehen, auch auf modernpolitics.at sind einige zu lesen.

Überhaupt gehe es darum, dass ein Teil der "Krone"-Leser und ein Teil Österreichs ausgeblendet werden, so Missethon weiter. Man wolle daher dieses "System" aufzeigen. Er warf dem Blatt vor, Teil der SPÖ-Kampagne zu sein. Wenn Herausgeber Hans Dichand Kanzler werden wolle, "soll er selber antreten und nicht einen Strohmann vorschicken". Die ÖVP will das Inserat nun im Internet oder als Information für Mitglieder veröffentlichen. An Einschaltungen in anderen Zeitungen sei nicht gedacht. (APA/red)