Wien - "Wenn's mir nicht gefällt, sag' in nein": Michael Tschuggnall, Sieger der ORF-Casting-Show "Starmania", weiß am Tag nach seinem Triumph schon ganz genau, wie er bei der Produktion seiner ersten Single auftreten will. Seinen Sieg habe er noch immer "nicht ganz realisiert", sagte er am Samstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Realisiert hat man indes bereits beim ORF, dass "Starmania" ein TV-Event der Rekorde gewesen sei, wie Programmdirektor Reinhard Scolik ausführte. Rund 1,6 Millionen Zuschauer waren bei der finalen Abstimmung mit dabei.

Das letzte "Starmania-Voting" hatte 70 Prozent Marktanteil und eine Reichweite von 22,7 Prozent bei den Erwachsenen ab zwölf Jahre. Ein wahrer Renner war die Sendung bei jungen Frauen: Sage und schreibe 90 Prozent Marktanteil wurde bei den Zuschauerinnen bis 29 Jahre verzeichnet. "Bei den restlichen zehn Prozent wissen wir noch nicht genau, was da passiert ist", kommentierte Scolik diesen "Rekord" launig.

Entwarnung für die Eltern: eine Ortstarifnummer

Auch bei den eingegangenen Stimmen - via Telefon und SMS - hagelte es Rekorde. Insgesamt 5,9 Millionen Votings, so etwas habe man beim ORF noch nie erlebt. Da es sich um eine Ortstarif-Nummer gehandelt habe, habe sich der finanzielle Aufwand für das Wahlvolk "in ökonomischen und wirtschaftlichen Grenzen" gehalten, betonte Scolik.

Ob für Michaels Sieg Ausschlag gebend war, dass er mit einer Eigenkomposition antrat und sich selbst am Klavier begleitete, wagte am Samstag niemand zu beurteilen. Fix scheint aber, dass "Tears Of Happiness" als Michaels erste Single produziert wird. Noch dieses Wochenende geht es nach Los Angeles, wo Produzent Peter Wolf bereits auf den Neo-Star wartet. Der sieht sich als "Elton John des neuen Jahrhunderts", will das aber "nur vom Stil her" verstanden wissen: "Wenn ich auf der Bühne stehe, dann am liebsten mit einem Instrument", sagte der Tiroler, der neben Klavier noch E-Bass und Gitarre spielt.

Unabhängigkeitsbestrebungen

Einen Künstlernamen hat sich der 20-jährige Tschuggnall übrigens noch nicht zugelegt, "aber ich denke, es muss auf jeden Fall einer her". Sein Ziel für die nächste Zeit sei nun, "unabhängig von 'Starmania' zu werden - in einem halben Jahr muss das schon funktionieren", skizzierte er seinen weiteren Weg.

Zwei "Starmania"-Kollegen darf Michael nach Los Angeles mitnehmen, er entschied sich für Boris Uran, der am Freitag den dritten Platz erzielte, und Anita "Niddl" Ritzl, "weil sie auf dem undankbaren vierten Platz landete". Doch auch Christina Stürmer, die mit einem deutschen Indie-Song ("Ein Kompliment" von Sportfreunde Stiller) Zweite wurde, muss nicht zu Hause bleiben: Scolik überraschte sie am Samstag mit einer Einladung nach Kalifornien.

Dass sie auf ein relativ unbekanntes Lied gesetzt und damit möglicherweise den Sieg verspielt hat, bereue sie nicht, beteuerte die Oberösterreicherin. "Das ist die Musik, die ich später machen möchte." Unglücklich mit dem zweiten Rang sei sie nicht, "aber es tut schon ein bisschen weh." Trost kam von Bogdan Roscic, Chef von Universal Music Österreich und "Starmania"-Experte der vergangenen 16 Wochen. "Wir unterstützen sie sehr. Schauen wir, was d'raus wird." Seine Rolle bei der Show, in der er versucht habe, auch Produktionsbedingungen im Musikbusiness transparent zu machen, charakterisierte er folgendermaßen: "Ich war das volksbildnerische Element."

Der ORF wolle jedenfalls alle zwölf "Starmania"-Finalisten auch weiter tatkräftig unterstützen, bekräftigte Scolik. Im März startet die "Starmania"-Tour durch ganz Österreich, ein Auftritt bei "Top Spot" im Frühjahr ist schon fix, auch in anderen TV-Shows sollen die Stars auftreten. Die Programmplaner im ORF wollen indes in den kommen sechs bis acht Wochen überlegen, ob eine zweite Ausgabe des Sängerwettstreits an den Start gehen soll "oder etwas anderes". "Vier bis fünf Formate" habe man für einen neuen TV-Event in der engeren Wahl, so Scolik. (APA)