Noch vor wenigen Jahren schien es so, als sei die gesamte Weiterentwicklung im Bereich Web-Browser auf alle Zeiten eingeschlafen: Netscape spielte schon lange keine Rolle mehr, Opera konnte nie über sein Nischendasein hinauskommen und bei Mozilla kämpfte man praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit damit endlich eine halbwegs stabile Release abzuliefern.

Dominanz

Der Internet Explorer hingegen dominierte den Markt beinahe uneingeschränkt, eine Position aus der Microsoft so seine eigenen Schlüsse zog: Der allergrößte Teil der Browser-EntwicklerInnen wurden in andere Projekte verlagert, die Weiterentwicklung de fakto eingestellt, der Internet Explorer 6 schien dem Unternehmen auf Jahre hinaus als ausreichend.

Firefox

Eine Situation, die sich erst ändern sollte, als der Firefox die Bühne betrat. Als abgespeckte Version des Mozilla-Browsers konzipiert, konnte die Software schnell an Bekanntheit gewinnen und seit der Veröffentlichung der Version 1.0 rasant an den Marktanteilen des Internet Explorers knabbern.

Alles anders

Zurück im Jahr 2008 hat sich das Bild vollständig verändert: Die Browser-Welt ist wieder deutlich bunter geworden, nicht nur, dass der Firefox mittlerweile weltweit rund 20 Prozent Marktanteil erobert hat, freuen sich auch andere Browser - wie Apples Safari - über spürbaren Aufwind.

Screenshot: Andreas Proschofsky

All dem hatte Microsoft bislang nur wenig entgegenzusetzen: Zwar hat man im Gefolge der Firefox-Erfolge hastig das IE-Team wieder neu formiert, der daraus resultierende Internet Explorer 7 konnte die Marktanteilsverluste allerdings bislang auch nicht bremsen. Zu offensichtlich hinkte man der Konkurrenz weiterhin in praktisch allen Bereichen hinterher - sowohl bei den sichtbaren Features als auch bei der technologischen Basis.

Neuauflage

Nun will es Microsoft aber noch einmal wissen: Der Internet Explorer 8 soll die Software wieder konkurrenzfähig machen - und nicht nur das: Mit einer grundlegend überarbeiteten Rendering Engine und einer Fülle von neuen Features will man die Internet-BenutzerInnen von den eigenen Vorzügen überzeugen.

Preview

Mit der Beta 2 hat Microsoft nun eine Vorversion für den IE8 abgeliefert, die man selbst als "Feature Complete" bezeichnet, heißt: Es werden bis zur fertigen Release keine neuen Funktionen mehr hinzukommen, sondern nur mehr verbliebene Bugs bereinigt und an der Engine gefeilt. Insofern eignet sich die aktuelle Vorversion trefflich, um einen guten Vorgeschmack von der kommenden Browsergeneration zu bekommen. Ein Vorhaben, dem wir uns auf den folgenden Seiten widmen wollen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bevor falsche Erwartungen aufkommen: Entgegen praktisch allen anderen relevanten Browsern ist der Internet Explorer weiterhin eine "Windows-only"-Angelegenheit, von Cross-Plattform-Entwicklung keine Spur. Konkret gibt es die Beta 2 des IE 8 für Windows Vista SP1, XP und den Windows 2003 Server, ältere Versionen des Microsoft-Betriebssystems unterstützt man nicht mehr.

Ersatz

Eine Parallelinstallation zum IE7 bietet man nicht an, der IE8 ersetzt diesen bei der Einrichtung. Wer bereits die Beta 1 am Laufen hatte, muss diese vor der Installation der Beta 2 unter Vista übrigens deinstallieren, multiple Reboot-Erlebnisse sind also garantiert. Auch sonst hat die Installation so ihre Tücken, insofern sei der zugehörige Eintrag im IEBlog ans Herz gelegt.

Unterschiede

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der IE8 zunächst mal nur wenig von seinem Vorgänger, doch schon beim Eintippen einer Webseite zeigt sich gleich die erste große Neuerung: Auch Microsoft folgt dem Trend die Funktionalität der Adresszeile zu erweitern, was beim Firefox "Awesomebar" genannt wird, heißt hier halt "Smart Adress Bar". Die Grundlagen sind dabei die Gleichen: Noch während des Eintippens werden Verlauf, Favoriten und Nachrichten-Feeds nach dem jeweiligen Begriff durchsucht, die Ergebnisse direkt unter der Adresszeile aufbereitet dargestellt.

Ausbau

Microsoft erweitert dies allerdings noch um zwei nette Details: So werden die Suchergebnisse nach Quellen gruppiert dargestellt, zusätzlich ist es auch möglich einzelne Einträge manuell zu löschen. Nützlich wenn sich etwa ein Vertipper eingeschlichen hat, der dann immer wieder in der Liste aufaucht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Historisch gesehen war der Internet Explorer so ziemlich der letzte Browser, der Tabbed Browsing eingeführt hat, mit der neuen Release will man sich nun aber offenbar als Vorreiter in diesem Bereich präsentieren. Denn der IE8 bietet hier eine zentrale Neuerung.

Zusammenfassung

Tabs werden nun automatisch in Gruppen zusammengefasst, wurde ein Tab durch einen Link aus einem anderen geöffnet, so schließt der Browser daraus ein gewisses Verwandtschaftsverhältnis. Grafisch repräsentiert wird dies, indem zueinander gehörige Tabs in der selben Farbe dargestellt werden, eine Abgrenzung von anderen Gruppen ist so also schon rein optisch leicht vorzunehmen.

Manipulation

Solche Tab-Gruppen bieten dann eine Reihe von spezifischen Möglichkeiten, sie können gemeinsam geschlossen oder verschoben werden, neue zugehörige Tabs werden rechts vom letzten Tab der Gruppe geöffnet und nicht wie bislang gewohnt am Ende der gesamten Tab-Liste. Auf diese Weise bleiben die einzelnen Gruppen auch immer räumlich vereint. Wem das zu bunt ist, der kann die Gruppierungen übrigens manuell auflösen.

Rund

Alles in Allem eine äußerst stimmige Verbesserung für Tabbed Browsing. Noch dazu eine, die bisher noch in keinen anderen Browser von Haus aus ausgeliefert wird. Auch wenn es die eine oder andere Firefox-Erweiterung gibt, die ähnliches leistet, so hat sich Microsoft hier doch die wichtigsten Funktionen rausgepickt und sie unaufdringlich ins Gesamtmodell integriert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine neue Verwendung hat Microsoft auch für die meist recht leere Seite in frischen Tabs gefunden. Hier können nun die zuletzt geschlossenen Tabs oder auch gleich der gesamte Speicherzustand der letzten Browser-Session wiederhergestellt werden.

Session

Letzteres bedeutet natürlich, dass die EntwicklerInnen ihrer Software einen einfachen Session Saver spendiert haben: Neben der Wiederaufnahme einer alten Sitzung, kommt dieser auch zum  Einsatz, um den ursprünglichen Zustand - samt der offenen Formulareingaben - wiederherzustellen, falls der Browser mal abstürzen sollte . Ein vollständiger Session Saver ist dies allerdings nicht - die Definition von eigenen Speicherzuständen gehört nicht zum Funktionsumfang.

Prozesse

Apropos Crash: Hier gibt es auch eine zentrale Neuerung zu berichten. Denn der IE8 erzeugt nun für den Browserrahmen sowie für jeden Tab einen eigenen Prozess. Dies hat zur Folge, dass bei einem Absturz eines einzelnen Tabs meist auch nur dieser neu geladen werden muss, während der restliche Browser unbeeindruckt weiter werkelt.

Memories

Dies hat freilich auch eine Schattenseite, denn daraus resultiert ein höherer Speicherverbrauch für die Anwendung, entsprechend bietet Microsoft in den Einstellungen die Möglichkeit auf die alte Funktionsweise zu wechseln. Auch stimmt das mit dem ein Prozess/Tab-Konzept nicht vollständig, Tab-Gruppen werden nämlich in einem Thread zusammengefasst. Diese nehmen dann aber auch konsequenterweise bei einem Absturz gemeinsam den Weg über die virtuelle Klippe.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein weitere Novität hat man sich für das Suchfenster im IE8 einfallen lassen: Denn hier werden nun nicht nur - wie bei anderen Browsern auch - gleich direkt Vorschläge für einzelne Begriffe / Ergebnisse gemacht, es können sogar Bilder und weitere Zusatzinfos dargestellt werden.

Preis

Wie sinnvoll das ist, hängt vor allem von der jeweilig zu durchsuchenden Seite ab: Während es bei News-Seiten eher die Text-Liste unangenehm durchbricht, spielt die Funktion bei Seiten wie Amazon oder ebay voll ihre Stärken aus.

Vorschlag

So kann man sich dann dank "Visual Search Suggestions" etwa über die aktuellen Preise für einzelne Produkte direkt im Browser informieren. Dies ohne die Seite selbst ansurfen zu müssen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Noch bei der Installation werden die BenutzerInnen gefragt, ob sie eine Funktion namens "Vorgeschlagene Sites" aktivieren wollen. Dahinter verbirgt sich ein Knopf in der Favoriten-Zeile mit der zur gerade angesurften Seite verwandte Webpages angeboten werden.

Verhältnisse

Sonderlich hilfreich ist das nicht wirklich, wie der Screenshot verdeutlicht, dass bei Youtube Wikipedia und Facebook angezeigt werden, ist maximal verblüffend. Die Privacy-Implikationen einer solchen Funktion - immerhin wird so auch das eigene Surfverhalten an Microsoft berichtet - werden wohl auch einige NutzerInnen vor einer Aktivierung zurückscheuen lassen.

Highlight

Zu den neuen Sicherheits-Features des IE8 gehört das Domain-Highlighting: Die eigentliche Domain einer Seite wird in der Adresszeile deutlich hervorgehoben, der Rest leicht ausgegraut. So soll es den BenutzerInnen leichter gemacht werden, sicher zu stellen, dass sie sich auch wirklich auf der gewünschten Seite befinden. Eine kleine aber durchaus sinnvolle Maßnahme gegen Phishing-Attacken.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bereits in der ersten Beta-Version enthalten waren die "Activities": Mittlerweile heißt das Ganze Accelerators, die Funktionsweise ist aber unverändert geblieben: Über das Kontextmenü können zu ausgewählten Textbereichen passende Aktionen durchgeführt werden.

Möglichkeiten

So ist es dann etwa möglich, dass Adressen direkt auf Yahoo Maps eingeblendet werden oder einzelne Textpassagen einer mehr oder weniger guten Übersetzung zugeführt werden. Die daraus resultierenden Informationen werden direkt auf der Seite als Overlay eingeblendet.

Provider

Auf der Microsoft-Seite finden sich einige zusätzliche "Provider" für solche Funktionen, auch Anleitungen zum Selberschreiben liefert man.  Zusätzlich hat das Unternehmen diese Funktionalität als Open Service Spezifikation unter der Creative Commons Attribution-Share Alike Lizenz freigegeben.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ebenfalls offen spezifiziert sind die sogenannten "Web Slices", eine weitere bereits in der Beta 1 enthaltene Funktion, die mit der neuen Version weitgehend unverändert geblieben ist. Ähnlich den Microsummaries beim Firefox können hier Webseiten-BetreiberInnen einzelne informationen als "Slices" anbieten.

Unabhängig

Solche Schnippsel können dann unabhängig von der Webseite direkt in der Lesezeichenzeile eingeblendet werden. So kann dann etwa die aktuelle Preisentwicklung auf ebay leicht mitverfolgt werden, ohne stetig auf die Seite wechseln zu müssen.

Abwarten

Ob sich die "Web Slices" wirklich durchsetzen können, bleibt allerdings noch abzuwarten, bislang gibt es nur wenige Seiten, die sie unterstützen, geschweige denn ähnlich sinnvoll nutzen können wie ebay. Auch die anderen Browser-Hersteller scheinen nicht gerade in einem Wettlauf verfallen zu sein, die entsprechende Funktionalität selbst zu implementieren. Wenn man sich ansieht, wie schnell der "Awesomebar" in beinahe alle Browser in der einen oder anderen Form Einzug gehalten hat, lässt das wohl auch Rückschlüsse zu.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer sich im Web bewegt hinterlässt dabei jede Menge Spuren - auch auf dem eigenen Rechner. Gerade mit Funktionen wie der "Smart Adress Bar" ist es ein leichtes das Surfverhalten auch noch Tage und Wochen später nachvollziehen. Ein Umstand, der nicht allen behagt, gerade auf geteilten Accounts.

InPrivate

Mit dem etwas sperrig betitelten InPrivate Browsing will Microsoft hier Abhilfe schaffen: Einmal aktiviert, öffnet sich ein neues Fenster, das deutlich als "private" Session gekennzeichnet ist. Hier werden dann weder History, noch Cookies oder Formulareingaben mitprotokolliert.

Einsatzgebiete

Ein Feature, das man schon vom Safari her ähnlich kennt und wohl nicht zu unrecht gerne mal als "Porno-Modus" bezeichnet wird. Microsoft verweist natürlich lieber auf gänzlich andere Anwendungen, wie etwa das Besorgen einer Überraschung für jemanden, der/die den gleichen Rechner benutzt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Als Unterfunktion von InPrivate Browsing gibt es dann auch noch InPrivate Blocking, und dabei handelt es sich um eine Neuerung, die mit Sicherheit noch für angeregte Diskussionen sorgen wird. Denn die Funktion hat auch einen "Nebeneffekt", der wohl einigen Webseiten-BetreiberInnen übel aufstoßen wird.

Blockade

Denn mit InPrivate Blocking lassen sich eingebettet Bilder von Drittseiten blockieren. Was offiziell dazu gedacht ist Tracking-Grafiken auszuschließen, könnte auch als minimaler Werbeblocker eingesetzt werden. Immerhin werden zahlreiche Werbungen von externen Servern eingebunden, etwas das sich mit der neuen Funktion auch Domain-spezifisch unterbinden lässt. Bei Microsoft heißt es, dass dies ein unerwünschter Nebeneffekt ist, den man in der Entwicklung nicht bedacht habe, also mal sehen, ob es die Funktion in die finale Version schaffen wird.

Suche

Verbesserungen gab es auch an der Seitenschnellsuche. Über Strg+F aufgerufen, funktioniert sie nun haargenauso wie beim Firefox, sogar das Wort-Highlighting verwendet die selbe Farbe.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Große Fortschritte bringt der IE8 in Sicherheitsfragen: So wurde der Phishing-Schutz weiter verbessert, auch ein Malware-Filter analog dem bei anderen Browsern ist hinzugekommen. Dazu kommt allerdings noch einer weitere Schutzmaßnahme, bei der Microsoft die Nase vorne hat: Der Cross-Site-Scripting-Filter lässt die sogenannten reflection-Attacks ins Leere bzw. in den zugehörigen Blocker laufen.

Verluste

Der Erkenntnis folgend, dass man "dank" Erweiterungen wie Firebug in den vergangenen Jahren immer mehr Web-EntwicklerInnen an die Open Source-Konkurrenz verloren hat - die dann ihre Seiten auch primär mit Firefox testen und optimieren - will Microsoft künftig eine Alternative etablieren. Entsprechend beinhaltet der IE8 eigene Entwicklungstools, die eine gewisse Ähnlichkeit zu Firebug nicht ganz leugnen können.

Debug

So lassen sich dann HTML und CSS - aber auch Javascript - debuggen, auch Profiling-Möglichkeiten gibt es.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das wahre Highlight des Internet Explorer 8 ist aber unter der Haube versteckt: Denn erstmals setzt Microsoft von Haus aus auf Standardkompatibilität, die alten - und von vielen Web-EntwicklerInnen verfluchten - IE-spezifischen Hacks sollen der Vergangenheit angehören.

Standards

Das positive vorne weg: Seit der ersten Beta hat sich hier eine Menge getan, viele Seiten, die zuvor Schwierigkeiten machten, funktionieren nun problemlos  (auch wenn weiterhin sogar so manche Microsoft-Seite - etwa Windows Live Mail - Probleme macht). Den IE7-Kompatibilitätsmodus gibt es zwar noch immer, allerdings hält er sich nun eher im Hintergrund - bei der Beta 1 gab es hierfür ja noch einen unübersehbaren großen Knopf, der fix zwischen den beiden Betriebsarten wechselte.

Aktiv

Statt dessen signalisiert der IE8 nun mit einem "broken"-Icon neben der Adresszeile, wenn er an eine Webpage geraten ist, die mit dem neuen Modus nicht korrekt funktioniert. Ein Klick darauf reicht, um die Seite in der Kompatibilitätsansicht neu zu laden. Zusätzlich kann der IE7-Modus über die Einstellungen fix für einzelne Seiten eingestellt werden.

Speichern

So manches Unternehmen wird freuen, dass gleich in der Voreinstellung alle Intranet-Seiten mit dem Kompatibilitätsmodus genutzt werden. Ein Entscheidung, die zwar wohl für jene Sinn macht, die ihre Entwicklungs-Altlasten nicht so schnell loswerden (wollen), die Standard-Versprechungen von Microsoft aber mit einem bitteren Beigeschmack versehen. Denn ohne den nötigen Leidensdruck werden wohl nur wenige Firmen dazu schreiten, ihre Anwendungen zu aktualisieren und Browser-unabhängig zu machen - ein nicht zu unterschätzender Vorteil für den Internet Explorer im Wettberb mit anderen Herstellern.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die von Microsoft angestrengten Bemühungen zur Verbesserung der eigenen Standard-Konformität selbst sind jedoch uneingeschränkt zu begrüßen, sollten sie doch die zukünftige Web-Entwicklung erheblich vereinfachen. So verspricht man mit dem IE8 nun endlich eine vollständige Unterstützung des CSS 2.1-Standards. Auch den - von anderen Browsern schon lange bewältigten - ACID2-Test besteht der Internet Explorer nun.

Test

Andere Tests verdeutlichen allerdings, dass der Internet Explorer - allen Bemühungen des Herstellers zum Trotz - noch immer einiges an Arbeit zu absolvieren hat, bevor man in diesem Bereich zur Konkurrenz aufschließen kann. Beim aktuellen ACID3-Test fällt das Ergebnis mit 21 Punkten äußerst bescheiden aus, gegenüber der Beta 1 (17 Punkte) hat sich hier auch nicht sonderlich viel getan. Angesichts dessen, dass so mancher Konkurrent aktuell bereits die volle Punktzahl erreicht, ein ernüchterndes Ergebnis.

SVG

Ein Gutteil des Versagens des Internet Explorers bei diesem Test liegt aber auch daran, dass sich Microsoft weiterhin weigert das Vektorgrafikformat SVG zu unterstützen, auf das sich alle anderen Hersteller geeinigt haben.

Elemente

Immerhin kann sich der IE8 schon mit dem einen oder anderen Bestandteil des kommenden HTML5-Standards umgehen, etwa mit DOM Storage. Damit können Webseiten Daten lokal speichern, ähnlich wie bei Googles Gears lassen sich so Online-Anwendungen theoretisch auch offline benutzen. Andere HTML5-Elemente wie Video-Support sucht man hingegen vergeblich, dafür unterstützt der IE dank ARIA nun barrierefreie "Rich Internet"-Anwendungen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Als wenig berauschend erweisen sich die Test-Ergebnisse, wenn es um den CSS3-Support geht: Der Test auf CSS3.info weist dem IE8 die Unterstützung von nur 22 der 43 abgefragten Selektoren aus. Zum Vergleich: Der Firefox 3 kommt hier auf einen Wert von 36, der Safari besteht gar alle Test (wie auch die aktuellen Nightlies von Firefox 3.1).

Performance

Ein weiteres Trend-Thema in der aktuellen Browser-Entwicklung ist der Bereich Performance: Vor allem Safari und Firefox haben sich in den vergangenen Monaten einen regelrechten Benchmark-Kampf geliefert. Da will Microsoft natürlich nicht zurückstehen, auch wenn man sicherheitshalber gleich herausstreicht, dass es um "Real-Life"-Anwendungen gehe und nicht um Benchmarks.

Sunspider

Ein Disclaimer, den man wohl nicht ganz ohne Grund angefügt hat, wie auch unsere Tests zeigen: Zwar ist der IE8 im Sunspider Javascript-Benchmark flotter als sein Vorgänger, mit einem Wert von 13090.6ms auf dem Testsystem kann man die Konkurrenz allerdings nicht wirklich beeindrucken. Diese ist nämlich selbst in ihren stabilen Versionen zwei bis dreimal so schnell, konkret 6556.2ms (Safari 3.1.2) und 5052.6ms (Firefox 3.0.1).

Spürbar

Ein Unterschied, der vor allem bei modernen Webanwendungen wie GMail auch deutlich spürbar ist. Angesichts dessen, dass Firefox und Safari in ihren Entwicklungsversionen hier zum Teil bereits wieder - zum Teil erhebliche - Fortschritte gemacht haben, hat Microsoft wohl noch einiges an Arbeit vor sich.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bleibt das Fazit, und das fällt dann auch für den Tester überraschend positiv aus: Mit dem Internet Explorer 8 macht die Software einen großen Schritt nach vorne. So gibt es eine Vielzahl von neuen Funktionen, die den Microsoft-Browser in Summe deutlich näher an die Konkurrenz heranbringen als es der IE7  je geschafft hat, bei einigen Details hat man sogar die Nase vorne.

Vorteile

Doch auch wenn die Konkurrenz in manchen Bereichen weiter klare Vorteile bietet, so profitieren schlussendlich doch alle vom IE8: Die neue Standard-Orientierung von Microsoft sollte die Web-Entwicklung in Zukunft deutlich vereinfachen.

Aufräumen

Bleibt nur mehr die Frage zu klären, wie man endlich den Internet Explorer 6 los wird. Eine Altlast, die nicht nur das Web zurückhält, sondern auch zunehmend für Microsoft selbst zum Klotz am Bein wird. Vielleicht sollte sich also auch der Softwarehersteller selbst langsam etwas zur Lösung dieses Problem einfallen lassen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 31.08.2008)

Screenshot: Andreas Proschofsky