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Die Überraschung war perfekt: Joseph Biden hatte die Stimmung ohnehin schon an den Siedepunkt geführt. Doch als Barack Obama selbst aus den Kulissen hervortrat, begann der Saal zu kochen. Ohne Vorankündigung zeigte sich der US-Präsidentschaftskandidat am Mittwochabend erstmals auf der Bühne des demokratischen Parteitags in Denver. Er umarmte seinen Vizekandidaten Biden und winkte den Delegierten zu, die sich in der Gewissheit ihrer historischen Leistung ganz dem Jubel hingaben.

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Obama beschränkte sich auf einige Dankesworte, denn dieser Abend sollte Biden gehören, der sich den Delegierten als künftiger Vizepräsident vorstellte. Der 65-jährige Senator war genau der Richtige, um den Parteitag anzuheizen. Biden war bissig, souverän griff er den Republikaner John McCain ausgerechnet in dessen Paradebereich Außenpolitik an, und er erfüllte damit jene Rolle, die Obama ihm im Wahlkampf zugedacht hat: der Mann für die furchtlose Attacke zu sein.

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"John McCain ist mein Freund, wir kennen uns seit dreißig Jahren", begann Biden seine Rede fast im Flüsterton. "Johns Mut und sein Heldentum bringen mich immer noch zum Staunen." Dann folgte jedoch die Kritik: McCain sei der Strohmann der Großkonzerne. Er kenne die Alltagssorgen der Bürger nicht. Und er habe sich in den großen außenpolitischen Fragen geirrt: Irak, Iran, Afghanistan.

 

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Die Delegierten jubelten und waren wohl auch etwas erleichtert über den harmonischen Verlauf des Tages: Zunächst kam es an diesem Tag zur offiziellen Nominierung Obamas als Kandidat, bei der seine frühere Gegnerin Hillary Clinton noch einmal ihre Unterstützung für Obama bekundete.

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Dann folgte der offizielle Segen von Ex-Präsident Bill Clinton: Zumindest für diesen Tag gab er seine kaum verborgene Abneigung gegen Obama auf und attestierte Obama die Befähigung zum Präsidentenamt. 

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Gleich nach Obamas großer Abschlussrede am Donnerstagabend soll Biden mit dem Kandidaten eine Bustour durch die alten Industriestaaten Ohio, Pennsylvania und Michigan starten - dorthin also, wo dem Afroamerikaner Obama noch einige Vorbehalte entgegenschlagen. Mit Bedacht hatte die Parteitagsregie das Lied ausgewählt, das nach Bidens und Obamas Auftritt aus den Boxen schallte: "We are Family" - die Demokraten als eine große Familie. (AP/ mapo/ derStandard.at, 27.8.2008)