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Das "Porträt des Joseph Roulin" von 1888 beim Auspacken

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - In einem Hochtechnologie- und Hochsicherheits-Behältnis kam das 1888 entstandene Gemälde "Porträt des Joseph Roulin" von Vincent van Gogh am Mittwoch als teure Luftfracht direkt aus dem Detroit Institute of Arts (USA) in Wien an. Am Donnerstag wurde das wertvolle Kunstwerk in der Albertina nach einem minutiösen Prozedere ausgepackt - ein Vorgang, der sich in diesen Tagen in dem Wiener Museum häufig wiederholt. "Van Gogh - Gezeichnete Bilder" ist in mehrerer Hinsicht eine Ausstellung der Superlative.

Alle Anwesenden müssen zurücktreten, denn "es könnte ja jemand stolpern". Zwei Männer öffnen die Kiste. Als das Werk endlich zum Vorschein kommt, gibt es das eine oder andere enttäuschte Gesicht: Nur blaue Folie ist zu sehen. Das Schutzglas ist mit einer Klebefolie abgeklebt, denn sollte das Glas vor der Leinwand beim Transport brechen, "ist das Bild in jedem Fall geschützt", so Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. Vorsichtig wird ein Klebestreifen nach dem anderen entfernt und das für Albertina-Chef Schröder "ganz besondere Werk" sichtbar - das Bild eines Mannes, der von Van Gogh selbst als Postbote bezeichnet wurde und der den Künstler vor allem durch seine "äußere Erscheinung und weniger als Persönlichkeit" fasziniert hat.

Leihgeber bestimmt

Die Sicherheitsvorkehrungen - so benötigt man pro Bild zweieinhalb bis vier Stunden für die Hängung, rund das Doppelte des Üblichen - mögen für manche übertrieben wirken. Schröder: "Der Leihgeber bestimmt die Bedingungen. Und der ist es auch, der vielleicht nervös ist, ob er auch wirklich an alles gedacht hat. Es gibt nur ein Risiko, das wir nicht in der Hand haben - das ist der Flugzeugabsturz. Gegen alle anderen Risiken wird so unendlich viel unternommen, dass man uns nichts vorwerfen kann."

Fünf Jahre hat man an der Vorbereitung der Ausstellung gearbeitet. Exemplarisch soll sie jene Verbindung zwischen Malerei und Grafik verdeutlichen, für deren Herausarbeitung Schröder die Albertina unter seiner Direktion von der Grafik-Sammlung zum Kunstmuseum neu positioniert hat. "Die Zeichnung ist die Leitwährung seines gesamten Schaffens", ist Schröder überzeugt, "Van Gogh denkt in Farblinien." "Gezeichnete Bilder", heißt daher die Ausstellung.

Nicht nur die Sicherheitsvorkehrungen sind außergewöhnlich. Drei Milliarden Euro soll der Wert der aus aller Welt stammenden 150 Werke betragen. Zu sehen sind 50 Gemälde sowie 100 Aquarelle und Zeichnungen von über 60 Leihgebern, so hat etwa das Belvedere eine "Ebene von Auvers" verliehen. Zwei Werke kommen aus dem hauseigenen Bestand. Nie zuvor waren derartige Werte in einer einzigen Sonderausstellung in Österreich zu sehen. Für das Finanzieren allein der notwendigen Versicherungsprämien war ein eigenes Bundesgesetz notwendig.

 Tickets per Handy

Um die Kosten einzuspielen muss die Albertina von den Besucherzahlen in die Nähe des bisherigen Haus-Rekords kommen, den die Albrecht Dürer-Schau mit 472.000 Eintritten hält. "Bei 400.000 bis 450.000 Besuchern wären die Außenkosten gedeckt. Das ist die einzige große Ungewissheit, die mich nervös macht", sagt Schröder. Bei einer Laufzeit von drei Monaten wären das täglich 4.000 bis 4.500 Besucher. "Das ist schon viel", gibt der Direktor zu und verspricht gleichzeitig: "Jeder, der möchte, wird auch hineinkommen. Er wird höchstens vielleicht ein bisschen warten müssen."

Zwar gibt es erstmals auch die Möglichkeit, per Handy Tickets zu lösen, bewusst hat man sich aber gegen die bei Großausstellungen mittlerweile häufig angewandte Vorgangsweise entschieden, mit im Vorverkauf vergebenen "Zeitfenstern" die Besucherströme zu regeln. "Neun von zehn Ausstellungen, die das gemacht haben, haben Schiffbruch erlitten", sagt Schröder. Auch auf die Erhöhung der Eintrittspreise habe man bewusst verzichtet. "Ich wollte nicht den Flop der Tutanchamun-Ausstellung erleben und eine gewisse Publikumsschicht von einer an sich interessanten Ausstellung ausschließen. Ich will nicht, dass zum Besuch der Van Gogh-Ausstellung irgendwelche finanziellen Erwägungen notwendig sind." Falls notwendig, wird die Albertina ihre ohnedies bereits verlängerten Öffnungszeiten gegen Ende der Laufzeit auch bis Mitternacht ausweiten. (APA)