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Gegenwärtig kostet das Briefporto österreichweit 55 Cent. Es wird erwartet, dass Mitbewerber in den Ballungsgebieten viel billiger eindringen, die Rede ist von 35 Cent.

Foto: APA/Siewert Falko

Alpbach - Die österreichische Post AG kann sich für die Zeit nach der Liberalisierung (2011) vorstellen, eine Billigschiene aufzuziehen. Und zwar über ihre Tochter Feibra, Zusteller von Werbematerial. Diese Idee erläuterte Post-Chef, Anton Wais, Dienstagabend bei einem Pressegespräch in Alpbach. Feibra könne mit Zustellungen betraut werden, bei denen die Post drei Tage nach "Einlieferung" zum Adressaten kommt.

Die Billigschiene, die laut Wais "flexiblere Preisgestaltung" zuließe und "regionalen Verbilligungen", gehört zum Muskelaufbau der Post für den freien Wettbewerb. Für den bedingt sich Wais aus, dass auch der Ex-Monopolist "im Markt mitspielen und Preise regional anpassen kann". Derzeit kostet ein Brief 55 Cent, egal, wohin ihn die Post bringt. Mit der Liberalisierung erwartet man den Eintritt von konkurrenten, die die Zustellung in Ballungsräumen um 35 Cent anbieten werden. EU-Studien gehen davon aus, dass die nationalen Player 20 bis 30 Prozent ihrer Umsätze auf den Heimmärkten verlieren.

Ausweichmöglichkeit

Feibra passt ins Konzept, weil sie nicht an die Tarif- und Entlohungsschemata der Post gebunden ist, wie Wais erklärte; freilich bräuchte man gesetzliche Ermächtigung.

Stichwort Gesetz: Bei der Debatte der ÖIAG-Agentur für nicht benötigte Beamte der Telekom (die Post hat das selbe Dienstrecht), gab sich Wais entspannt. Sollte die Lösung "nicht klappen, wird die Post das Problem selbst lösen. Wir können das finanzieren".

An weitere Postamtsschließungen denkt Wais übrigens nicht - aus Gründen, die in Übersee zu suchen sind. Die Bawag (die Post hält fünf Prozent) verkauft ihre Produkte über die Postämter. Dieses Geschäft bringt seit dem zweiten Quartal Gewinne. Wais geht davon aus, dass Cerberus die Bank 2012 verkauft, da wolle man "den Wert der Bawag nicht durch Schließung von Postämtern verkleinern". Was Wais nur auf Nachfrage einräumte: Natürlich hat Vertragspartner Bawag ein Mitspracherecht, wenn es um Schließungen (oder Eröffnungen) von Postämtern geht. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.8.2008)