Den Haag - Der als Kriegsverbrecher angeklagte frühere Präsident der bosnischen Serben Radovan Karadzic hat gefordert, den Prozess gegen ihn vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag einzustellen. Als Gründe nannte Karadzic in einem am Dienstag veröffentlichten Antrag unter anderem Verfahrensfehler, Einschüchterungen sowie eine Missachtung seiner Rechte. Da ein Abkommen zwischen ihm mit der US-Regierung missachtet werde, das ihn vor dem Prozess schütze, bestehe nun die Gefahr seiner "juristischen Liquidierung", erklärte Karadzic.

Karadzic hatte bereits zuvor die Einstellung des Prozesses gefordert, weil eine Übereinkunft von 1996 mit dem früheren US-Unterhändler Richard Holbrooke ihm im Namen der USA Schutz vor Verfolgung durch das Tribunal zugesichert haben soll. Holbrooke bestreitet dies.

Karadzic rechnet nach eigenen Worten nicht mit einem fairen Prozess in Den Haag. Das Gericht sei befangen und werde nach der weltweit negativen Medienberichterstattung über seinen Fall nicht mehr von seiner Unschuld ausgehen, erklärte Karadzic in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme vom Sonntag: "Niemand auf der Welt glaubt, dass es die Möglichkeit eines Freispruchs gibt."

Karadzic war im Juli nach 13 Jahren auf der Flucht in Serbien am 21. Juli in Belgrad festgenommen und in Folge an das UN-Tribunal ausgeliefert worden. Ihm werden unter anderem Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworden.

Der 63-Jährige gilt als Hauptverantwortlicher für die monatelange Belagerung Sarajevos und für das Massaker in Srebrenica, bei dem innerhalb einer Woche 8.000 Bosnier getötet wurden. Dem Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995 fielen rund 250.000 Menschen zum Opfer, etwa 1,8 Millionen wurden vertrieben. (APA/AP)