Dass suchen nicht einfach nur suchen bedeutet, wissen wir seit dem Erfolg von Google. Wohin sind bloß alle anderen einst etablierten Suchmaschinen verschwunden? Richtig: in die Bedeutungslosigkeit. Einzig Yahoo und ein klein wenig Microsoft können dem Such-Riesen Google Paroli bieten. Doch Suchmaschinen haben ihre Grenzen. Sie können nur nach Wörtern suchen und nicht nach deren Bedeutung. Eine Tatsache, die auch einmal Google schwer zu schaffen machen könnten. Gibt man in eine Suchmaschine beispielsweise das Wort "Kohl" ein, kann diese nicht wissen, ob man das Gemüse, den Politiker Helmut Kohl oder vielleicht sogar "Kohle" gemeint hat.

Tim Berners-Lee, Forscher am MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Boston, begann bereits 1996 gemeinsam mit Ora Lassila, Forscher am Nokia Research Center in Cambridge, mit der Entwicklung von Systemen, die Informationen und Zusammenhänge verknüpfen können. Der Begriff Semantic Web wurde geboren. Auch der Begriff Web 3.0 folgt dem des Semantic Web oft auf den Fuß.

Im Semantic Web werden die Daten selbst Teil des Webs, sodass sie unabhängig von Applikationen, Plattformen oder Domains verarbeitet werden können. Im Gegensatz dazu enthält das World Wide Web, wie wir es heute kennen, eine Unzahl von Informationen in Form von Dokumenten. Wir können diese Dokumente mithilfe von Computern durchsuchen. Um jedoch nützliche Informationen daraus zu extrahieren, müssen diese Dokumente von Menschen gelesen und interpretiert werden.

Computer können zwar Informationen bereitstellen, verstehen die diese aber nicht gut genug, um die jeweils relevanten Daten anzuzeigen. Beim Semantic Web stehen sowohl Daten als auch Dokumente zur Verfügung. Diese können von Maschinen gelesen, verarbeitet, transformiert und auf sinnvolle Art zusammengestellt werden. Maschinen können auf deren Basis sogar operieren.

Erste Produkte, großer Markt

Gerade hinsichtlich der Internet-Recherche soll sich in der "dritten Version des Web" einiges ändern. Doch nicht nur am MIT oder in Cambridge wird in diese Richtung gearbeitet.

Forschungseinrichtungen wie das STI, Semantics Technology Institute, an der Universität Innsbruck und Unternehmen wie Joanneum Research oder Smart Information Systems beschäftigen sich hierzulande intensiv mit der Beschreibung von Daten. Denn nur mittels dieser lassen sich die Daten automatisiert in Bezug zueinander setzen. Und Österreich steht gut da, wie Elena Simperl, Vizedirektorin des STI Innsbruck, bestätigt: "Österreich hat sich sehr stark in der Community etabliert."

Und das will man mit dem größten Event zu diesem Thema unter Beweis stellen. Die zweite European Semantic Technology Conference (ESTC) findet heuer vom 24. bis 26. September in Wien statt. "2001 war das Semantic Web noch Science-Fiction", erklärte Lassila bei der letztjährigen Konferenz. Diese Situation hat sich bereits zugunsten der "Science" und der wirtschaftlichen Anwendungen gewandelt. Die Markteinschätzung für die semantische Technologie liegt bereits bei 40 Milliarden Dollar. Sowohl Branchengrößen als auch zahlreiche Start-ups stellen bereits die ersten Produkte her - was nicht zuletzt die derzeitigen Investitionen des Software-Riesen Microsoft unter Beweis stellen.

Aber was kann man mit semantischen Technologien anstellen? "Die Killerapplikation ist noch nicht entwickelt, aber den Einzug dieser Technologie in den geschäftlichen Alltag wird man schon bald nicht mehr umgehen können", ist Alexander Wahler, Geschäftsführer beim Konferenzveranstalter STI International, überzeugt. Die ESTC 2008 präsentiert im September nicht nur die besten Anwendungen sowohl der global agierenden Unternehmen wie zum Beispiel Yahoo, SAP oder Reuters als auch Produkte und Lösungen von Start-ups mit Schwerpunkt in den Bereichen Telekommunikation und Life Science.

Um diese Start-ups zu fördern, startet die Konferenz wieder mit einem Business Idea Contest der Förderbank Austria Wirtschaftsservice, bei dem vor allem innovative Geschäftsmodelle und tragfähige Verwertungsstrategien aus der Forschung auf der Basis von semantischer Technologie gefragt sind. (Klaus Lackner/DER STANDARD, Printausgabe, 27.8.2008)