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Lech Walesa auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 1989.

Foto: REUTERS/Leszek Wdowinski

Warschau - Auf einer offiziellen Liste derjenigen, die in der kommunistischen Volksrepublik Polen unterdrückt wurden fehlt einer der wichtigsten Namen: Der ehemalige polnische Präsident Lech Walesa. Die Liste wird vom "Institut für das nationale Gedächtnis" (IPN) geführt, mit dem der Ex-Vorsitzende der Gewerkschaft "Solidarnosc" (Solidarität) seit langem im Streit ist.

Zufall

Das IPN, das für die Aufarbeitung der Vergangenheit in Polen zuständig ist, hat die Pflicht zur Ausarbeitung, Veröffentlichung und laufenden Ergänzung einer solchen Liste. Dass Walesa auf ihr fehle, sei ein "Zufall", hieß es zunächst beim IPN. Nun erklärte der IPN-Sprecher Andrzej Arseniuk gegenüber der Nachrichtenagentur PAP, die Einordnung von Lech Walesa sei "kompliziert" und werde noch geprüft, weil seine Biografie in Polen kontrovers diskutiert werde.

Zu dieser Diskussion trug das IPN allerdings maßgeblich bei. Es veröffentlichte im Sommer eine umstrittene Arbeit von zwei Historikern, die Walesa der Mitarbeit für den Geheimdienst in den 70er Jahren beschuldigen. Der Ex-Präsident bestreitet diese Vorwürfe. Zahlreiche Prominente stellten sich in einem offenen Brief auf seine Seite, darunter der Ex-Außenminister und langjährige Botschafter in Wien, Wladyslaw Bartoszewski.

Walesa will nicht gegen das IPN vorgehen

Walesa sieht in der Nicht-Erwähnung seines Namens auf der Liste eine weitere Boshaftigkeit des IPN. "Dort sitzen Versager und Neidhammel", sagte er dem Fernsehsender TVN24. In einem Radiointerview erklärte er sarkastisch: "Ich war nie Vorsitzender der Solidarnosc, wurde nie verhaftet, nie von meinem Arbeitsplatz entlassen und habe überhaupt nicht im Kommunismus gelebt." Walesa erklärte, er werde aber nicht gegen das IPN vorgehen.

Vor drei Jahren erkannte das IPN Lech Walesa den Status als "Opfer" im kommunistischen Polen zu. Schon damals soll es in der Institution heftigen Widerstand gegen die Entscheidung gegeben haben. Bedingung für die offizielle Bezeichnung als "Opfer" ist, dass eine Person vom Geheimdienst bespitzelt wurde und selbst kein Agent war. (APA/red)