Berlin - Zwei Jahre nach der umstrittenen Rückgabe des Gemäldes "Berliner Straßenszene" von Ernst Ludwig Kirchner gibt es Zeichen für eine vorübergehende Rückkehr des Bildes nach Berlin. Sie führe Gespräche mit dem amerikanischen Sammler Ronald Lauder über eine Leihgabe für eine große Ausstellung des expressionistischen Malers im Brücke-Museum, sagte Direktorin Magdalena Moeller am Dienstag. Lauder hatte das Gemälde im November 2006 für 38 Millionen Dollar (knapp 25 Millionen Euro) ersteigert. Nur wenige Monate zuvor hatte die Stadt Berlin das Bild an die Erben der früheren jüdischen Besitzer zurückgegeben, dies es zum Verkauf anboten.

"Ich habe sehr intensiven Kontakt zu Herrn Lauder", sagte Moeller. Schon im vergangenen Jahr hatte der Mäzen und Kosmetik-Erbe Bereitschaft für eine Leihgabe signalisiert. Vom 13. September an will das Brücke-Museum zunächst Druckgrafik des Malers präsentieren, vom 13. Dezember an die Gemälde Kirchners. Die Bilderserie mit Straßenszenen gehört zu den Schlüsselwerken des Expressionismus. Die "Berliner Straßenszene" wird zur Zeit in einer Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) gezeigt.

Über die Restitution der "Berliner Straßenszene" hatte es eine heftige Debatte gegeben. Gegner der Rückgabe an die Erben des jüdischen Schuhfabrikanten Alfred Hess hatten argumentiert, dass es nicht ausreichend geklärt sei, ob das 1913 entstandene Bild wirklich von der Hess-Ehefrau unter Druck der Nazis zwangsverkauft wurde. Der Förderkreis des Brücke-Museums nannte die Rückgabe einen "Skandal". Dagegen hielt der Berliner Senat an die Rechtmäßigkeit der Restitution fest.

Vom 6. September an wird das Brücke-Museum 130 Werke aus seiner Sammlung in Moskau präsentieren. Dazu gehören Werke von Kirchner, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff. Mit der Schau im Puschkin- Museum werde auch die Nähe der deutschen Expressionisten zur russischen Avantgarde deutlich, sagte Moeller. Erstmals präsentiere sich ein deutsches Museum in dieser Größe in Moskau. Die Ausstellung wird von dem russischen Energiekonzern Gazprom gefördert. (APA/dpa)