Bild nicht mehr verfügbar.

Bei der sogenannten Helena Studie wurden 4.156 Jugendliche aus Zaragoza, Wien, Stockholm, Pecs, Rom, Lille, Ghent, Dortmund, Heraklion und Athen befragt.

Grafik: APA/m.Hirsch

Wien - Wiener Jugendliche essen mehr Süßes, trinken mehr Alkohol als Jugendliche anderer europäischer Länder und haben mit Übergewicht zu kämpfen. Das hat eine Studie im Zuge des 6. EU-Rahmenprogramms unter 4.156 Jugendlichen aus zehn europäischen Städten ergeben.

Übergewicht ist Regierungsthema

Wissenschaftsminister Johannes Hahn erklärte bei der Präsentation heute, er werde das Thema Übergewicht bei Jugendlichen zum Gegenstand von Regierungsverhandlungen machen. Insgesamt 24,1 Prozent der europäischen Jugendlichen - 27,6 Prozent der Buben und 21 Prozent der Mädchen - sind übergewichtig, 6,2 Prozent davon adipös.

Kreta und Athen an der Spitze

In Wien leiden 22,3 Prozent - 28,5 Prozent der Burschen und 16,4 Prozent der Mädchen - an Übergewicht, davon gelten 4,5 Prozent als fettleibig. Überraschend sei gewesen, dass auch die Teilnehmer in Kreta (mit 42,6 Prozent an der Spitze) und Athen (31,2 Prozent) die höchste Prävalenz bei Übergewicht haben, so Kurt Widhalm von der Medizinischen Universität Wien. Das sei darauf zurückzuführen, dass sich auch dort Essgewohnheiten und physisches Aktivitätsverhalten in der vergangenen Zeit verändert hätten.

Am meisten Alkohol in Wien

Im EU-Vergleich trinken die Wiener am meisten Alkohol. Also erheblich mehr als im EU-Durchschnitt, wo am Tag ein Seidel Bier bzw. 14 Gramm Alkohol täglich getrunken werden. Mehr Burschen als Mädchen sind betroffen - warum hier aber Österreich an der Spitze liegt, müsse erst näher untersucht werden, so die Klinische Psychologin Sabine Dietrich von der Uni-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde.

Viel Schokolade und wenig Obst

Während der Wiener Jugendliche die Hälfte einer kleinen Schokolade-Tafel isst (50 von insgesamt 100 Gramm), liegt der EU-Durchschnitt bei 25 Gramm. Ein bis mehrmals täglich konsumieren 27,6 Prozent der heimischen Jugendlichen Softdrinks (EU: 17 Prozent). Generell nehmen nur 13 bis 16 Prozent der Jugendlichen die empfohlene Menge an Obst und Gemüse zu sich.

Auffälliger Blutdruck und Eisenmangel

39,4 Prozent der Wiener haben auffällige Blutdruckwerte - damit liegen sie hinter Dortmund (46,2 Prozent) auf Platz 2. Eisenmangel weisen 4,4 Prozent der heimischen Jugendlichen auf. 55,3 Prozent der 13- bis 16-Jährigen haben schon einmal geraucht - 68,5 Prozent sind es bei den Übergewichtigen und 53,7 Prozent bei den Normalgewichtigen. Beim Fernsehkonsum liegt Wien ebenfalls im vorderen Feld: 16,5 Prozent schauen mehr als drei Stunden am Tag fern.

Österreichweit wahrscheinlich ähnliche Ergebnisse

"Die Studie hat auch gezeigt, dass durch spezielle Maßnahmen sehr wohl Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten und - wissen sowie eine Steigerung der körperlichen Fitness möglich sind", so Widhalm. Der Experte ging davon aus, dass die Daten für die 13- bis 16-Jährigen aus den anderen österreichischen Ländern "nicht viel anders" sind.

Forderung nach Präventionsgesetz

Wissenschaftsminister Hahn erklärte, es sei ein "echtes Präventionsgesetz" nötig. Vor allem in Schulbereich sollte es Auflagen geben, es gehe ihm um "Standardisierungspräventivmaßnahmen" im Bereich Ernährung und Bewegung. VP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec sah "die Stadt Wien" gefordert und es sei die Einrichtung eines Kompetenzzentrums mit einem interdisziplinären Expertenteams nötig.

Erhebungen zwischen 2005 und 2008

Bei der sogenannten Helena Studie wurden 4.156 Jugendliche aus Zaragoza, Wien, Stockholm, Pecs, Rom, Lille, Ghent, Dortmund, Heraklion und Athen befragt. Der Start erfolgte im Mai 2005, im Juni 2008 endeten die Erhebungen. Ziel sei gewesen, vergleichbare Daten und Informationen über Ernährungs- und Lebensgewohnheiten zu gewinnen. (APA)