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Morbus Parkinson: Nicht motorische Symptome werden zu selten diagnostiziert und bleiben daher häufig unbehandelt.

Foto: Getty Images/Richard Heathcote

Madrid - Verlangsamung von natürlichen Bewegungsabläufen, Steifheit und das klassische "Schütteln" waren bisher die Hauptmerkmale für den Morbus Parkinson. Doch die Erkrankung ist mehr, als es die deutsche Übersetzung mit "Schüttellähmung" ausdrückt.

Ein Drittel keine klassischen Symptome

"Morbus Parkinson kommt bei älteren Menschen oft vor. Nach der Alzheimer-Demenz handelt es sich um die zweithäufigste chronische neurologische Erkrankung. Viele Patienten haben den klassischen 'Tremor', aber ein Drittel der Betroffenen zeigt nie dieses Symptom", sagte Olivier Rascol, Professor für Klinische Pharmakologie der Universität von Toulouse (Frankreich) bei einem Medienseminar von Boehringer Ingelheim.

Depressionen oder Schmerzen

Während Verlangsamung oder Absenz von motorischen Bewegungen, Muskelsteifheit und das "Zittern" am offensichtlichsten sind und häufig erst zur Diagnose des Morbus Parkinson führen, bleiben viele andere Probleme der Kranken offenbar unbemerkt: "Die nicht-motorischen Symptome werden zu selten diagnostiziert und bleiben unbehandelt. 68 Prozent der Patienten haben psychiatrische Probleme, 61 Prozent Schmerzzustände, rund 66 Prozent Depressionen. Bei 30 Prozent sind letztere das erste Anzeichen für einen Morbus Parkinson, erklärt Rascol während des Europäischen Neurologenkongresses in Madrid.

Frozen Shoulder - häufigste Fehldiagnose

Schlafstörungen, Persönlichkeitsveränderung, zu niedriger Blutdruck, Schweißausbrüche und das Restless-Leg-Syndrom gehören hier ebenfalls dazu. Eine schwedische Patientin, bei der vor zehn Jahren die chronisch fortschreitende Erkrankung erkannt wurde: "Ich hatte Schmerzen in der linken Schulter. Der Arzt gab mir eine Kortison-Spritze in das Gelenk." Anthony Schapira, Chef der Abteilung für Neurowissenschaften am National Hospital and Royal Free Hospital in London: "Die 'frozen shoulder' (bewegungsunfähige Schulter, Anm.) ist die häufigste falsche Diagnose, die gestellt wird, wenn es sich in Wahrheit um Morbus Parkinson handelt."

Mangel an Dopamin im Gehirn

Die Krankheit selbst beruht auf einem zunehmenden Mangel an dem Botenstoff Dopamin im Gehirn. In der substantia nigra im Mittelhirn sterben jene Zellen ab, welche das Dopamin produzieren. Das ist eng mit dem Entstehen der Symptome korreliert. Das Problem: Wenn Zeichen der Erkrankung auftauchen, sind schon 50 bis 80 Prozent der Dopamin-produzierenden Zellen abgestorben. Das bedeutet, dass es eine jahrelange Vorlaufzeit gibt. (APA)