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Kräftemessen in Denver: Kurz vor Beginn des demokratischen Parteitages zogen antikapitalistische Demonstranten durch die Stadt. Sie protestierten auch gegen Irakkrieg und für Klimaschutz.

Foto: AP/Matt Rourke

Ralph Naders Leute demonstrieren. Der demokratische Parteitag bietet dem unabhängigen Präsidentschaftskandidaten Kameras, viele Kameras. Deswegen hat der politische Partyschreck, dessen Antreten Al Gore im Jahr 2000 entscheidende 500 Stimmen in Florida und die Präsidentschaft gekostet hat, hier in Denver eine Kundgebung angesetzt. Seine Anhänger brüllen Slogans gegen Kapitalismus, Krieg und Klimapolitik. "Was haltet ihr von Barack Obama?", fragt ein Reporter der rechtsdrehenden TV-Station Fox News Aktivisten in einem Eisbärenkostüm. Der Eisbär rülpst.

Ein paar Blocks weiter, an der 16. Straße, sitzt Jeff mit seinen zwei Kindern in einem Johnny-Rockets-Restaurant. Die Convention, sagt er, sei eine feine Sache. Einer Internetfirma aus L. A. habe er für diese Woche seine Wohnung hier im Zentrum vermietet. "Damit verdiene ich einen schnellen Dollar." Die Kinder dürfen sich Burger aussuchen. Bei der Wahl tendiere er zu den Demokraten, meint Jeff. Was ihn stört, ist deren Uneinigkeit. "Hab' keine Lust, wieder auf einen strahlenden Verlierer zu setzen." Deswegen wollten die Demokraten in Denver ganz auf Eintracht machen. Eine letzte Meinungsumfrage dazu: Bei CNN liegen Obama und John McCain gleichauf, Hillary Clintons Anhänger wählen lieber einen Republikaner als Obama.

Die Convention der US-Demokraten begann mit Beschwörungen an die Einheit der Partei. Meinungsumfragen dagegen zeichneten ein anderes Bild. Ralph Nader gab in Denver indes wieder einmal den unabhängigen Partyschreck. (Christoph Prantner aus Denver/DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2008)