Hansi Lang, wilder Hund des Austro-Pop und beständig unter Wert gehandelter Sänger, ist im Alter von 53 Jahren gestorben.

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Zu groß für seine Heimat, zu klein für die Welt.

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Wien - Während eines Auftritts im Wiener RadioKulturhaus Ende vergangenen Jahres, bei dem er sein Album Die Bucht von Wien präsentierte, meinte Hansi Lang in einer Zwischenansage über seine Jugend: "Es war hart!" Dann lächelte er das Lachen eines Überlebenden, den diese Härte im Guten wie im Schlechten geprägt hatte.

Dabei schwang die Melancholie und Nostalgie eines Künstlers mit, der der bürgerlichen Enge von Nachkriegs-Wien über den Karriereweg des Popstars samt einer Handvoll Hits zwar temporär entfliehen konnte, den Karriererückschläge und Drogenabhängigkeit dennoch nicht über den deutschen Sprachraum hinauswachsen ließen. Für jemanden, der mit ganzem Herzen Rock 'n' Roller war, genug Grund, um lebenslang, wenn schon nicht typisch wienerisch unzufrieden, aber dennoch ein Rastloser zu bleiben.

Robert und Jimi

Geboren am 13. Jänner 1955 in Wien, verbrachte er einige Jahre in Frankreich, wo sein Vater, ein US-Armee-Offizier, stationiert war. 1961 kehrte er zurück in die Bundeshauptstadt, wo er bald - so die Legende - von seinem Bruder Robert und einem Konzert von Jimi Hendrix Stück um Stück zum Rock 'n' Roll und den ihn hierzulande begleitenden Kulturerscheinungen bekehrt wurde.

Mit 13 Jahren spielte Lang in seiner ersten Band, Ende der 60er-Jahre entschied er sich, Musiker zu werden. In den 70ern tingelte er mit verschiedenen Formationen durch Europa, um irgendwann bei der Wiener Hallucination Company zu landen. Einer Band, in der auch Hans Hölzl - später Falco - spielte. Unter dem Eindruck des Punk beziehungsweise dem nachfolgenden Postpunk und der New Wave, die in Deutschland zum Aufkommen der Neuen Deutschen Welle führte, begann Lang 1980 seine Solokarriere.

1982 erschien sein Solodebüt Keine Angst sowie Der Taucher. Zweiteres enthielt den später gerne programmatisch gedeuteten Song Ich spiele Leben. Es war - gemeinsam mit Monte Video oder Josefine - sein prägnantester Song, den vor allem die Authentizität des Vortrags und das Gespür für den damaligen Zeitgeist auszeichnete. Zu einer Zeit, in der sogar Ö3 so etwas noch erkannte und ins Programm hob.

1984 übernahm er die Hauptrolle in dem Film Ich oder du - und produzierte auch den Soundtrack, 1985 war er mit Peter Weibel und Peter Turrini in Wiener Brut zu sehen. Neben der Musik war es die Schauspielerei (auf der Bühne sowie in diversen TV-Produktionen), die ihn durch jene Jahre brachte, in denen er sonst bloß als Relikt des Austro-Pop gehandelt wurde. Immerhin als eines der wenigen sympathischen der sonst gern wehleidig im eigenen Saft sumpernden Generation "Weltberühmt in Österreich" der 80er-Jahre.

Club der Langsamkeit

Als einem der wenigen dieser Ära gelang es Lang vor einigen Jahren, mit dem "Slow Club" neues Publikum zu erreichen. Mit dem früheren Falco-Keyboarder Thomas Rabitsch und Wolfgang Schlögl von der Wiener Formation Sofa Surfers interpretierte Lang ewige Kompositionen von Cole Porter, Nat "King" Cole, George Gershwin und anderen Großmeistern des avancierten Herzschmerzes.

Darin gab sich Lang als eine der berührendsten und wandlungsfähigsten heimischen Stimmen zu erkennen, dessen Deutungen längst vom gespielten ins echte Leben transformiert worden waren. Mit all den Wunden und Schmerzen, die diesen Weg begleiteten. Man wünschte dem Mann, der beim Vortrag oft weltvergessen die Augen schloss und in den Stücken nachgerade versank, dass weitere junge Produzenten sein Talent nutzen würden und ihm im würdigen Feld zwischen blauem Jazz und Blues eine adäquate Karriere basteln würden. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.

Am Sonntag ist Hansi Lang nach einen Schlaganfall im Wiener AKH gestorben. Er war 53 Jahre alt. (Karl Fluch, DER STANDARD/Printausgabe, 26.08.2008)