Graz - Grazer Schüler konnten sich in der vergangenen Woche über spätwinterliches Wetter während ihrer Semesterferien freuen. Die sonnigen, aber kalten Tage mit viel Schnee waren aber nur oberflächlich betrachtet erfreulich, denn trotz der ferienbedingten Verkehrsberuhigung war die Feinstaubbelastung in der gesamten Stadt, die durch ihre Kessellage besonders schlecht durchlüftet ist, ungebrochen hoch.

Der vor zwei Jahren festgelegte Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft wurde seit Wochen ständig überschritten, teilweise sogar um das Dreifache. Laut Immissionsschutzgesetz Luft (IGL) darf der Grenzwert 35-mal pro Jahr erreicht werden, in Graz hat man diese Anzahl bereits Mitte Februar hinter sich. Graz und Lienz in Tirol leiden unter der höchsten Feinstaubbelastung Österreichs. Maßnahmen wurden aber bisher keine in die Wege geleitet, obwohl Experten vor der extremen Gesundheitsgefährdung warnen.

Feinstaub

"Anders als gröbere Staubpartikel bleibt der Feinstaub nicht in den oberen Atemwegen hängen und kann wieder abgehustet werden", erklärt Werner Prutsch vom Grazer Umweltamt, "sondern er dringt bis in die Lungenbläschen ein und kann dann über die Blutbahn in den gesamten Körper gelangen." Das IGL stammt aus dem Jahr 1997, wurde aber erst im Sommer 2001 um die Feinstaubgrenzwerte erweitert. Feinstaub wurde daher in vorangegangenen Jahren gar nicht gemessen. "Hauptverursacher sind die Kfz-Emissionen", weiß Prutsch, "und davon vor allem die Dieselfahrzeuge".

Diese sind aber steuerlich begünstigt, weil man lange glaubte, sie wären bezüglich der CO-Emissionen weniger gefährlich. "Doch auch das gilt mittlerweile als strittig", räumt Prutsch ein. Von Sofortmaßnahmen - wie dem Sperren des Individualverkehrs - hält Prutsch allerdings wenig. Stattdessen müsse die Landeshauptfrau längerfristige Lösungen mit den Umlandgemeinden und eine Forcierung des öffentlichen Verkehrs - etwa durch eine Stadtregionalbahn - verordnen. Eine solche fordern die Grazer Grünen schon seit Jahren, weil Graz auch sehr unter dem wachsenden Pendlerverkehr leidet.

Meran sperrt Verkehr

Der Grünen-Gemeinderat Hermann Candussi hält aber auch Sofortmaßnahmen für unerlässlich und sinnvoll. Als jüngstes Beispiel nennt Candussi die Südtiroler Stadt Meran, die schon nach siebentägiger Überschreitung am vergangenen Wochenende den gesamten Verkehr verbot. Trotz gleich bleibender Wetterlage sanken dort die Werte merklich, nun will auch Bozen diesem Beispiel folgen.

Das Problem an Klasnic abzuschieben wäre keine Lösung, argumentiert Candussi, denn "diese Situation gab es auch in Meran, trotzdem sind Stadträte und der Bürgermeister aktiv geworden. Selbst die autoverliebten Italiener haben das akzeptiert. Außerdem werden die Menschen nicht nur längerfristig, sondern eben auch kurzfristig krank!" (Colette M. Schmidt, DER STANDARD Printausgabe 22/23.2.2003)