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Die Reisebranche versucht mit Billigangeboten aus der Krise zu kommen. Damit die Terminals auf den Flughäfen nicht leer bleiben, lässt man sich einiges einfallen.

Foto: Reuters/McDiarmid

Wien - Urlaubshungrige können sich die schönste Zeit im Jahr heuer zu Okkasionspreisen geben. Weil die anhaltend schlechte Konjunktur sowie der drohende Krieg im Irak die Buchungserwartungen vieler Reiseveranstalter durchkreuzt haben, soll mit Sonderaktionen gerettet werden, was noch zu retten ist.

Preiszuckerl

Thomas Cook, in Österreich als Neckermann bekannt, ist mit seinen Plänen am weitesten. In zehn Tagen will der zweitgrößte Reiseveranstalter Europas mit einem Sonderkatalog und diversen Preiszuckerln herausrücken, die das flaue Geschäft ankurbeln sollen. "Unsere Leute sind noch hart am Rechnen, die Angebote werden aber sehr attraktiv sein", sagte eine Sprecherin von Thomas Cook Austria dem Standard. Vor allem der gesamte Mittelmeerraum soll forciert werden: Von den 1500 unter Vertrag stehenden Hotels in dieser Region habe man 139 ausgewählt, die Preise neu verhandelt und neue Pakete geschnürt. Die Mischung der Preiszuckerln ist bunt. "Entweder kann das Kind gratis mit, oder es gibt zehn bis 15 Prozent Ermäßigung für den voll zahlenden Erwachsenen", heißt es.

Die Angebote aus dem Sonderkatalog seien für den Zeitraum April bis Juni zu buchen, die ausgewählten Hotels befänden sich vorwiegend in Spanien und Griechenland. Der Frühbucherbonus wurde um einen Monat bis Ende April verlängert.

"Basisprodukte"

Auch bei der TUI, dem größten Reisekonzern der Welt, gibt es seit geraumer Zeit Pläne, neben Billigflügen auch Billigreisen anzubieten. Erst kürzlich hat Konzernchef Michael Frenzel in Hannover über "Basisprodukte" philosophiert, zu denen der Kunde dann einzelne Leistungen hinzubuchen könne - etwa den Transfer vom Flughafen zum Hotel oder das Catering im Flugzeug.

Idee am Reifen

Bei TUI in Österreich bestätigt man entsprechende Überlegungen, die Idee sei aber noch nicht ausgereift. Die TUI Austria, vormals Gulet Touropa Touristik (GTT), bündelt unter ihrem Holdingdach unter anderem die TUI Reisecenter, die Magic-Life-Clubs, Fun & Sun sowie die Billigmarke 1-2-Fly.

Über alle Marken hinweg habe es im Jänner bei Ägypten-Zielen ein Buchungsplus von 200 Prozent gegeben, plus 20 Prozent bei Türkei- und zehn Prozent bei Tunesien-Destinationen. Zu berücksichtigen sei aber, dass der Vergleichsmonat des Vorjahres sehr schlecht gelaufen ist. Im Februar sei die Buchungsdynamik schlagartig erloschen.

Damoklesschwert

"Der Irakkrieg hängt wie ein Damoklesschwert über der gesamten Branche", sagte Verkehrsbüro-Vorstand Martin Fülöp. Die Buchungskurve für den heurigen Sommer, die nach dem Rollout der Kataloge im vergangenen Herbst steil angezogen habe, sei etwas abgeflacht. "Die Leute gehen bei der Auswahl ihres Urlaubsziels gezielter vor", sagte Fülöp. Einerseits gebe es Schnäppchenjäger, die gezielt das billigste Angebot suchen, andererseits sei auch ein Trend zu mehr Qualität und Sicherheit erkennbar.

Dass die Kunden preisbewusster geworden sind, hat auch Laila Suppan-Dado beobachtet, geschäftsführende Gesellschafterin der ATS Urlaubsbörse. Das auf Last-Minute-Reisen spezialisierte Unternehmen ist mit sieben Büros in Wien vertreten.

Februarloch

Nach einem starken Jänner sei das Geschäft jetzt "ungewöhnlich ruhig", sagte Suppan-Doda. Um den Verkauf anzukurbeln, will man ab Mai mit einem speziellen Last-Minute-Angebot für Familien auf den Markt kommen, bei dem Kinder bis 14 Jahren gratis mitreisen. Zusätzlich will Suppan-Doda neue Angebote schnüren für einen Elternteil plus Kind - das sei "bei einer Scheidungsrate von 60 Prozent ein ungeheuer großer Markt". (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe 22.2.2003)