"Ich denke, er ist eine gute Wahl. Joe und ich sind seit vielen, vielen Jahren gute Freunde, wir kennen einander sehr gut. Er (Barack Obama, Anm.) hat eine kluge Auswahl getroffen", so kommentierte John McCain die Vizepräsidentenentscheidung seines demokratischen Gegners am Wochenende. Gleichzeitig kündigte er eine rasche Bekanntgabe seines Vizepräsidentschaftskandidaten an.

Auch die beiden republikanischen Parteifreunde McCains aus dem Senat, Chuck Hagel und Richard Lugar, begrüßten, dass Joe Biden nominiert wurde. Hagel war selbst als ein möglicher Kandidat gehandelt worden und begleitete Obama zuletzt auf seiner Reise nach Afghanistan und in den Irak. Lugar bedauerte indes, dass sein Senatskollege für Indiana, der Demokrat Evan Bayh, nicht über die Endausscheidung hinausgekommen war.

Gleichzeitig ließen die Republikaner allerdings angriffige TV-Spots schalten, in denen Biden - bei einer TV-Debatte während der demokratischen Vorwahlen in diesem Frühjahr - seinen nunmehrigen Running Mate als zu jung und zu unerfahren für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten bezeichnete.

Politische Beobachter meinten am Wochenende, mit Bidens Wahl müsse auch der Republikaner eine ähnlich gewichtige Entscheidung treffen. McCains Mann müsse vor allem in der für den Herbst vorgesehenen TV-Debatte der Running Mates gegen den gewitzten Diskutanten Biden bestehen können.

Im Rennen sind unter anderem der frühere Demokrat und nunmehrige unabhängige Senator Joe Lieberman, der ehemalige Gouverneur und US-Sicherheitsminister Tom Ridge und der Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, der für die Sozial- und Fiskalkonservativen unter den Republikanern steht.

Lieberman und Ridge dagegen würden eher liberalere und parteiungebundene Kreise ansprechen. John McCain dachte vor kurzem auch laut über einen Abtreibunsbefürworter als Running Mate nach. (Christoph Prantner aus Denver/DER STANDARD, Printausgabe, 25.8.2008)