Kabul - Nach einem US-Luftangriff in Afghanistan am Freitag hat es widersprüchliche Angaben über Zahl und Identität der Getöteten gegeben. Der afghanische Präsident Hamid Karzai kritisierte am Samstag den Militäreinsatz, bei dem nach Darstellung des afghanischen Innenministeriums 76 Zivilpersonen ums Leben kamen. Die US-geführten Koalitionstruppen bestätigten den Einsatz ihrer Flugzeuge im Bezirk Shindand in der Provinz Herat, sprachen jedoch zunächst nur von 30 getöteten Taliban.

Die Operation der von den USA geführten Koalitionstruppen sei nicht mit den örtlichen Sicherheitskräften abgestimmt worden, erklärte Karzai am Samstag.

Anschuldigungen ernst genommen

Ein US-Militärsprecher sagte, die widersprüchlichen Angaben zu dem Angriff in der Provinz Herat sollten so schnell wie möglich geklärt werden. "Offenkundig gibt es Anschuldigungen und eine Diskrepanz", sagte Oberleutnant Nathan Perry. "Alle Anschuldigungen zum Tod von Zivilisten werden sehr ernst genommen", hieß es in einer Erklärung von der US-Hauptmilitärbasis im afghanischen Bagram. Ermittlungen vor Ort seien eingeleitet worden.

Geheimdienstinformationen

Grundlage für den Bombenangriff am Donnerstag waren Geheimdienstinformationen, wonach sich Taliban-Kämpfer zu einem Treffen in der Ortschaft Azizabad versammelt hatten. Eine US-Militärsprecherin sagte am Freitag, es seien mindestens 30 Extremisten getötet worden, darunter ein ranghoher Taliban-Führer. Auch das afghanische Verteidigungsministerium sprach von 30 Toten. Darunter seien fünf Zivilpersonen gewesen.

Karzai folgte dagegen der Darstellung des Innenministeriums und erklärte am Samstag, es seien "mindestens 70 unschuldige Zivilisten, überwiegend Frauen und Kinder" getötet worden. (APA/AP/AFP)