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Bis Freitag haben dem Vernehmen nach fünf potenzielle Käufer ihr Interesse an der AUA angemeldet.

Foto: AP/Trierenberg

Wien - Auch Leider-doch-nicht-Investments haben aktienrechtliche Folgen - das macht gerade die AUA vor. Die Fluglinie hat den Startschuss für die Kapitalerhöhung gegeben (bis zu 57,12 Mio. junge Aktien), die in der Hauptversammlung vom 7. Mai beschlossen worden ist. Damals war die Welt der Airline noch eine ganz andere gewesen: Der Investor Mohammed Al Jaber hatte sich vertraglich verpflichtet, 150 Mio. Euro in die AUA zu stecken; dafür war auch der Beschluss in der HV gefasst worden.

Inzwischen ist, wie berichtet, alles anders. Al Jaber hat sein Investment unter Bezugnahme auf die schlechten AUA-Ergebnisse abgesagt; er will die Verträge anfechten.

Vertragsbruch vermeiden

Um nun ihrerseits nicht vertragsbrüchig zu werden und alle Rechte ihrer Aktionäre und alle juristischen Schritte gegen Al Jaber zu wahren, muss die Kapitalerhöhung vertragsgemäß abgewickelt werden. "Andernfalls" , so erklärte es am Freitag eine AUA-Sprecherin, "wäre das ein Vertragsbruch seitens der AUA."

Die Bezugsfrist für die jungen AUA-Aktien läuft von 25. August bis 8. September 2008. Allerdings kann man es für ziemlich ausgeschlossen halten, dass jemand AUA-Aktien zum festgelegten Preis von 7,10 Euro erwirbt (das war der Preis für AUA-Papiere bei der Kapitalerhöhung im Herbst 2006). Am Freitagnachmittag hat die AUA-Aktie mit 4,84 Euro notiert. Für bestehende AUA-Aktionäre (Stichtag ist der 10. März 2008) gibt es einen Rabatt: Sie müssen für die ersten tausend neuen Aktien nur je 4,89 Euro bezahlen. Für alle weiteren Papiere gilt der normale Preis.

"Kein akuter Kapitalbedarf"

Mit dem laufenden Verkaufsverfahren (die AUA wird ja derzeit gemäß Regierungsbeschluss privatisiert; die Sperrminorität muss dabei in österreichischem Eigentum bleiben) hat das alles nichts zu tun; das betonten AUA und ÖIAG am Freitag: "Die AUA hat keinen akuten Kapitalbedarf."
Am Sonntag (24 Uhr) läuft nun die erste Runde im Privatisierungsverfahren aus; bis dahin müssen die Interessenten ein unverbindliches Angebot gelegt haben.

Bis Freitag haben dem Vernehmen nach fünf potenzielle Käufer ihr Interesse angemeldet: der Favorit deutsche Lufthansa, KLM/Airfrance, Turkish Airlines, Air China und, laut Kurier, die sibirische Airline S7; größte russische Fluggesellschaft (5,7 Mio. Passagier; 80 Mio. Euro Gewinn ).
KLM/Airfrance arbeitet mit den französischen Investmentbankern von Lazard; die sich wiederum für Österreich und Osteuropa der Unterstützung der Raiffeisen Investment (RIAG; versucht derzeit, Stiefelkönig zu verkaufen) bedienen.

Extrem zügig und Zug um Zug geht es dann weiter. Die Interessenten bekommen die AUA-Daten, dafür müssen sie bis 12. September ihre unverbindlichen Angebote samt Preis und Konzept abliefern. (APA, gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24.8.2008)