Ein 28-jähriger Wiener ist am Freitag im Straflandesgericht wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Der Mann hatte mit einer Bande einen Online-Shop betrieben und binnen kürzester Zeit mehrere hundert Personen in Österreich und Deutschland übers Ohr gehauen. Für drei Mittäter setzte es jeweils 21 Monate Haft, davon sieben Monate unbedingt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

"Know How" aus dem Gefängnis

Der Endzwanziger brüstete sich vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Friedrich Zeilinger) mit seinen Kenntnissen im Online-Handel, die er - so seine eigene Darstellung - teilweise im Gefängnis von einem Mithäftling erworben habe. Der Mann hat bereits mehrere Vorstrafen am Kerbholz. "Ich hatte das Know How, ich wusste, wie man einen Shop eröffnet und ein Marketing-Konzept erstellt", gab der Angeklagte zu Protokoll.

Hunderte Bestellungen

Im vergangenen Oktober boten er und seine Komplizen unter www.discontklick.at im Internet vor allem elektronische Geräte zum preisgünstigen Kauf an. Hunderte Interessenten bestellten Digitalkameras, Mobiltelefone, Notebooks, Flachbildschirme und TV-Geräte. Bei einer Vorauszahlung von 30 Prozent wurde ihnen eine Lieferung binnen zehn Tagen versprochen.

Kein Warenlager

Wie der Ganove nun unumwunden zugab, wurde kein einziger Artikel verschickt. Es existierte nämlich gar kein Warenlager. Das Ganze war von Haus aus auf dreisten Betrug angelegt. Ganz bewusst wurde etwa ein israelischer Staatsbürger zum Außenvertreter eingesetzt: Zwischen Österreich und Israel gibt es kein Auslieferungsabkommen, und bei Eintrudeln der ersten Anzeigen sollte sich der Mann ins Ausland absetzen.

300.000 Euro Schaden

Der ist nun tatsächlich verschwunden und für die heimische Justiz nicht mehr greifbar. Die Hoffnung seiner Komplizen, ungeschoren davon zu kommen, erfüllte sich aber nicht. "Ich bin vor einer Woche Vater geworden! Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich das nie gemacht", jammerte der 28-Jährige im Großen Schwurgerichtssaal, wo sich etliche Geschädigte versammelt hatten. Insgesamt 300.000 Euro hatten die Gangster eingestreift, ehe sie offenbar genug hatten und nach drei Monaten ihren Online-Shop wieder zusperrten.

Urlaub in Mexiko

Mit dem fremden Geld gönnte sich der Wiener dann einen ausgedehnten Urlaub. Er vergnügte sich mit seiner Lebensgefährtin im fernen Mexiko. "Und i bin daham g'sess'n und hab g'for'n, weil i auf den b'stellt'n Heizofen g'wartet hab'. So a Sauhund!", so der deftige Kommentar eines verbitterten Prozessbeobachters. (APA)