Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Kind in den Slums von Neu Dheli beim Wassertrinekn - allein in Indien leben mehr als 800 Millionen Menschen ohne Toiletten.

Foto: REUTERS/Kamal Kishore

Stockholm - Alle 20 Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Kind als Folge von fehlender Hygiene, schmutzigem Wasser oder mit Fäkalien verunreinigtem Essen. "Allein dass Marc Ravalomanana, der Staatspräsident von Madagaskar, die komplette Woche bei der Weltwasserwoche war, sehe ich als politisches Signal in die richtige Richtung", meinte der britische Wissenschafter Jon Lane.

Saubere Toiletten - eine politische Grundsatzfrage

Die am Samstag zu Ende gehende Weltwasserwoche in Stockholm ist für ihn ein "phänomenaler" Durchbruch. "Saubere Toiletten sind hier endlich zu einer politischen Grundsatzfrage geworden", so der britische Chef der UN-Organisation für Wasser- und Sanitärversorgung (WSSCC) heute. "Im südlichen Äthiopien haben die Behörden das Ziel "saubere Toiletten" bei ihrer gesamten Gesundheitspolitik zur Toppriorität gemacht. Das war nicht so sehr eine Geldfrage, sondern eine Frage des Denkens bei Behörden und der Leute im Gesundheitswesen."

Ohne Toilette kein Ausbildungsabschluss

Damit habe man in den vergangenen zehn Jahren den Prozentsatz der Bevölkerung mit sauberen Toiletten von zehn auf 70 Prozent erhöht. Welche umfassenden und mitunter verblüffenden Folgewirkungen das Fehlen oder Vorhandensein von Toiletten in armen Ländern haben kann, stellte das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in seinem Material für die Stockholmer Konferenz dar. So müssten viele Mädchen mit dem Einsetzen der Menstruation die Schule für immer verlassen. "Wo Schultoiletten vorhanden sind, gehen von vorneherein mehr Mädchen zum Unterricht und schließen ihre Ausbildung ab."

Die Herausforderung: Das schnelle Slumwachstum

Global hält Lane das irrsinnig schnelle Anwachsen von Slums in Riesen-Metropolen wie Kalkutta in Indien oder Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, für die größte Herausforderung beim Verbessern der Sanitärversorgung. "In Dhaka tragen jetzt vielleicht drei Millionen Menschen täglich ihre Kübel mit Fäkalien irgendwohin. Bald werden es 15 Millionen sein." Indien mit weiter 800 Millionen Menschen ohne Toiletten und China mit 500 Millionen stellen für den WSSCC-Chef trotz ihrer sonstigen Fortschritte nach wie vor "Länder mit sanitären Megaproblemen" dar.

Osteuropa: Schwere Mängel bei Abwasserreinigung

Während die Entwicklung global langsam in positiver Richtung verläuft, nehmen die Probleme in Teilen Europas eher noch zu. Vor allem im armen Osteuropa ist die sanitäre Lage prekär. Zwar gibt es hier überall Toiletten. Aber schlimme Mängel bei der Abwasserreinigung lassen Jon Lane die Probleme bei ihrem Namen nennen: "Das sanitäre Leitungssystem ist hier oft so veraltet, dass schlicht die Scheiße ins Trinkwasser kommt." (APA/dpa)