Sie war - und da wird gerade in der ÖVP kaum jemand widersprechen - eine Fehlbesetzung. Andrea Kdolsky, Familien- und Gesundheitsministerin mit Ablaufdatum, wurde ihrer eigenen Partei rasch unangenehm. Ihre überschwänglich-herzliche Art, ihr Hang zum Society-Rampenlicht, ihr offener Umgang mit ihrem turbulenten Privatleben, kurz alles, was am Anfang als erfrischend wahrgenommen wurde, führte letztlich zu ihrem politischen Rückzug. Jemand mit Kdolskys persönlicher Grundkonstitution hat in der österreichischen Polit-Szene anscheinend keinen Platz - und schon gar nicht in der ÖVP.

Unglücklich war aber auch die thematische Zusammensetzung des Ressorts, das man der Quereinsteigerin gab. Von der Arzneimittelsicherheit bis zur Spielzeug-Richtlinie, von der Tierseuchendiagnostik bis zur Kindergeld-Zuverdienstgrenze - inhaltlich wären das mindestens zwei Ministerien. Kdolsky, die zu keinem Zeitpunkt ihrer Amtszeit an mangelndem Selbstbewusstsein laborierte, trat mit dem Anspruch an, alles Mögliche umzukrempeln. Und scheiterte nicht zuletzt an der mangelnden legistischen Kompetenz, mit der sie als Ministerin ausgestattet war. Damit ging eine persönliche Demütigung einher - zum Beispiel, als ihr politischer "Erfinder" Fritz Neugebauer mit den Ärzten gegen die Gesundheitsministerin demonstrierte.

Die ÖVP, so hört man, würde sich bei einer nächsten Regierungsbeteiligung nicht besonders um das Gesundheitsressort reißen. Weil man dort nichts gewinnen kann. Noch dazu wenn man, so wie Kdolsky, von der eigenen Partei im Stich gelassen wird. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.8.2008)