Man fragt sich mitunter, warum Österreich bei internationalen Organisationen überhaupt Mitglied ist: Da schreibt ein UN-Komitee (nicht zum ersten Mal) einen ziemlich gesalzenen Bericht über Rassismus in Österreich - und keinen politisch Verantwortlichen scheint es ernsthaft zu interessieren.

Der SPÖ-Spitzenkandidat denkt primär an seinen Wahlkampf und meint, dies sei ein weiterer Grund, nicht mit der FPÖ zu koalieren. So weit, so gut - aber was will er eigentlich sonst noch unternehmen? Die Grünen murmeln was von "ernst nehmen", der ÖVP fällt rein gar nichts dazu ein, und der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, einmal mehr gescholten für seine Ignoranz in der Ortstafelfrage, gefällt sich schon wieder in der Rolle des politisch Unkorrekten und hält die UNO-Experten für "Gschaftlhuber".

Es wirkt, als sei hierzulande das Gefühl dafür, was in einer zivilisierten Gesellschaft gar nicht mehr geht, vollkommen abgestumpft. Da passt perfekt ins Bild, wie man in Innsbruck glaubt, das Drogenproblem vor dem Hauptbahnhof bekämpfen zu können. Ein Fahrschulbesitzer vertreibt "herumlungernde" Schwarzafrikaner mit einer selbst montierten Sprinkleranlage - als ob es sich um streunende, zudringliche Hunde handelte. Der Sicherheitsdirektor findet das total in Ordnung, und sogar die Grünen meinen lapidar, das komme eben dabei heraus, wenn das Problem mit den Nordafrikanern nicht politisch gelöst werde.

Die UNO darf sich bestätigt fühlen: Das eigentliche Problem in Österreich ist, dass Rassismus fest im Alltag verwurzelt ist. (Petra Stuiber/DER STANDARD, Printausgabe, 21. August 2008)