Foto: derStandard.at/ Powell

Vom Vorarlberger Fußballklub zu den Grünen: Obwohl Bundesobmann Van der Bellen ein Fan der Tiroler Mannschaft ist, ist er stolz auf seinen neuen Spitzenspieler Harald Walser.

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Ein bisschen amüsiert es Alexander Van der Bellen, dass der erste unter den vielen neuen Gesichtern seines Wahlkampfteams, den der Bundesobmann der Grünen vorstellte, ausgerechnet der ehemalige Funktionär des Vorarlberger Fußballklubs SC Rheindorf Altach war. Denn „eigentlich bin ich ein Fan des Tiroler Teams", meinte Van der Bellen. Trotzdem: Der Bundesobmann der Grünen ist stolz, dass für seine Partei Harald Walser als Spitzenkandidat für Vorarlberg in den Wahlkampf zieht - immerhin stieg der Vorarlberger Fußballklub unter Walsers Führung in die Bundesliga auf.

Neuer Spieler im Bildungsteam

Der 55-Jährige, der jetzt erstmals für den Nationalrat kandidiert, gilt als wesentliche Verstärkung im grünen Bildungsteam. In seiner Heimat kennt man den schlanken, braun gebrannten Vorarlberger mit der ruhigen Stimme schon länger: Gleich nach seinem Studienabschluss in Germanistik und Geschichte, begann Walser am Bundesgymnasium Feldkirch Deutsch und Geschichte zu unterrichten. Seine Dissertation schrieb er über die illegale NSDAP in Tirol und Vorarlberg und bis jetzt veröffentlicht der Historiker Publikationen über die Geschichte seiner Heimat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben seinem großen Engagement für Jugendliche und Hochbegabte an seiner Schule, ist Walser Mitbegründer der Vorarlberger Lehrerinitiative und Vorstandsmitglied der Johann-August-Malin-Gesellschaft.

Später Parteibeitritt

Seit 2001 kommentiert Walser wöchentlich die österreichische Politik in den Vorarlberger Nachrichten. Erst 2001 kam der gebürtige Vorarlberger zu den Grünen, als er sich in der Grünen Bildungswerkstatt engagierte. Jetzt ist Walser sogar bereit, für die Grünen sein Amt als Direktor der AHS Feldkirch, das er seit fünf Jahren ausübt, und seinen Lehrerjob niederzulegen - falls er in den Nationalrat einziehen sollte. Dass die Grünen in Vorarlberg ein Mandat bekommen, davon ist Walser überzeugt. Seine Schützlinge vermissen ihren Professor jetzt schon: In einem Gespräch mit derStandard.at erzählte Walser von „rührenden" Mails ehemaliger Schüler, die sich gefreut hätten, bei ihrem Professor nächstes Jahr ihre Fachbereichsarbeit in Geschichte schreiben zu dürfen.

Potenzieller Bildungssprecher

Momentan sieht es so aus, dass sich Walser um den Platz des Grünen Bildungssprechers mit Parteikollege Dieter Brosz, der das Amt derzeit ausübt, noch nicht streiten will. Als „alter Fußballer und rechts-außen Verteidiger" sei er schon immer ein „Teamplayer" gewesen. Deshalb soll diese Angelegenheit mit seinem Kollegen nach der Wahl „in aller Freundschaft" besprochen werden. Brosz sprach jetzt sogar davon - ähnlich wie bei der SPÖ - , die Rolle des Bildungssprechers aufzuteilen. (Martina Powell, derStandard.at, 20.8.2008)