Wahlkampf im Kindergarten: Johannes Hahn und Wilhelm Molterer gehen auf Stimmenfang.

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Wenn Parteien sich auskunftsfreudig geben, dann naht eine Wahl. Die Plattform EduCare hat bei den Parteien, die bei der Nationalratswahl kandidieren, nachgefragt, welche Politik sie im Bereich Kindergarten und vorschulische Bildung umsetzen wollen. SPÖ, ÖVP, Grüne, FPÖ, BZÖ, KPÖ und LiF haben brav geantwortet, nur Fritz Dinkhauser schickte keine Rückmeldung. Die Vorhaben der Parteien bei vorschulischen Belangen liegen gar nicht so weit voneinander entfernt, wie man im ersten Augenblick annehmen würde. Vor allem bei der Ausbildung von KindergartenpädagogInnen sind sich die meisten einig. Diese soll künftig an den Pädagogischen Hochschulen oder auf universitärer Ebene erfolgen. Auch sonst vertreten die Befragten ähnliche Standpunkte - statt konkreter Vorschläge fallen aber eher Floskeln wie "Kinder mit besonderen Bedürfnissen müssen besonders gefördert werden" oder "Unsere Kinder verdienen eine hohe Qualität der Betreuung".

Kindergartenplatz: kostenlos oder beitragspflichtig?

Uneinig sind sich die Parteien, ob ein Kindergartenplatz kostenlos zur Verfügung gestellt werden soll. Die beiden Großparteien ÖVP und SPÖ sprechen für ein kostenlosen Platz im letzten Kindergartenjahr aus. Bei der SPÖ nennt sich das "vorschulisches verpflichtendes Bildungsjahr", die ÖVP nennt es "verpflichtendes Kindergartenjahr für alle Fünfjährigen". Für die Eltern bringe das eine Entlastung von rund 140 Euro monatlich. Die FPÖ und das Liberale Forum wollen schon ab dem dritten Lebensjahr einen kostenlosen Betreuungsplatz im Kindergarten - das Liberale Forum fordert zusätzlich noch Gratis-Krabbelstuben für alle Unter-Dreijährigen. Das BZÖ setzt sich ebenfalls für einen beitragsfreien Kindergartenplatz ein - können doch in Kärnten auch jetzt schon alle Kinder halbtags kostenlos den Kindergarten besuchen. Die Grünen gehen mit ihrer Forderung noch einen Schritt weiter - sie verlangen kostenlose Kinder-Betreuung ab dem 1. Lebensjahr. Tatsache ist also: alle wollen - zumindest für einen bestimmten Zeitraum - kostenlose Kindergartenplätze zur Verfügung stellen.

Längere Öffnungszeiten, auch in den Ferien

Was die Vereinbarung von Job und Familie angeht, wollen alle Parteien die Öffnungszeiten von Kindergärten und Betreuungseinrichtungen ausweiten. Die ÖVP fordert mehr "Mut zur Ausweitung" und möchte den Ausbau von Betriebskindergärten unterstützen. Die anderen Parteien wollen vor allem die Öffnungszeiten in den Ferien verlängern. Das Liberale Forum will Arbeitgeber, die eigene Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung stellen, finanziell entlasten. Die KPÖ betont, dass es gleichzeitig mit ausgedehnteren Öffnungszeiten keine weitere Deregulierung der Arbeitszeiten - zum Beispiel durch eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten -  geben dürfe. Die SPÖ nimmt sich bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf skandinavische Länder und Frankreich als Vorbild. Konkrete Beispiele fehlen aber.

Bei der Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen wünscht sich die KPÖ pro Kindergruppe je zwei PädagogInnen und zwei AssistentInnen. Die FPÖ möchte "Barrieren in den Köpfen beseitigen."

Kompetenzverteilung bei Bund und Ländern

Wer darf und soll darüber entscheiden, wie Politik für den vorschulischen Bereich in Zukunft aussehen soll? Alle Parteien bis auf die FPÖ wollen ein Bundesrahmengesetz, einheitliche Mindeststandards sowie einen Bildungsplan etablieren. Bei deren Ausführung überlassen die Parteien den Ländern jedoch unterschiedlich viel Spielraum. Grüne und Liberales Forum wollen auf regionale Bedürfnisse eingehen - für SPÖ, KPÖ und BZÖ sollen in allen Ländern die gleichen Standards gelten. Einzig die FPÖ möchte die Eigenverantwortung der Landtage und Landesregierungen in diesem Bereich nicht beschneiden.

Fast alle Parteien wollen einen Bildungsplan, der im Kindergarten zur Anwendung kommen soll - ein Zeichen, dass der Kindergarten in Zukunft auch als Bildungseinrichtung verstanden werden soll. Die Grünen warnen allerdings vor einem Curriculum und sprechen lieber von Kompetenzen, die erarbeitet werden sollen. Das Liberale Forum wünscht sich sogar "Bildungsgärten" statt "Kindergärten". (red/derStandard.at, 20. August 2008)