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Freddie Mac und Fannie Mae, die größten US-Wohnbaufinanzierer, dürften vom Staat aufgefangen werden, die Baumarktkette Home Depot bewältigt die Immobilienkrise bisher ganz gut.

Foto: Reuters/Downing

New York - Neue Hiobsbotschaften aus den USA haben die aufkeimende Hoffnung auf ein Ende der Finanzkrise vorerst zunichte gemacht. Die angeschlagene Investmentbank Lehman Brothers muss offenbar zum Ausgleich von Milliardenverlusten große Geschäftsteile wie die Vermögensverwaltung verkaufen. Der frühere IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff prognostizierte am Dienstag bereits den Kollaps einer großen US-Bank und warnte, bei der Finanzkrise stehe das Schlimmste noch bevor.

"Die USA sind noch nicht über dem Berg", sagte Harvard-Professor und Standard-Kolumnist Rogoff. "Ich würde sogar weiter gehen und sagen: Das Schlimmste kommt noch." In den kommenden Monaten werde es nicht nur den Zusammenbruch mittelgroßer Banken geben. "Es wird ein echter Hammer kommen, eine der großen Investmentbanken oder Großbanken."

Aktien brachen ein

Weiter prognostizierte Rogoff, die US-Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac existierten entgegen den Beteuerungen der US-Regierung in einigen Jahren nicht mehr in ihrer gegenwärtigen Form. Die Aktien der beiden Institute waren am Montag in New York um mehr als 20 Prozent eingebrochen, weil das angesehene Magazin Barron's berichtete, der US-Regierung bleibe angesichts der Probleme nur eine Verstaatlichung übrig. Die Zwillingsinstitute finanzieren oder garantieren mit zwölf Mrd. Dollar fast die Hälfte des US-Immobiliensektors. Offenbar überlegt das Weiße Haus den Einstieg über Vorzugsaktien, sodass die Altaktionäre durch die Finger schauen würden. Rund 1500 Mrd. Dollar an Fannie- und Freddie-Schuldverschreibungen, die bisher als so sicher galten wie Staatspapiere, werden im Ausland gehalten.

Fannie Mae und Freddie Mac sind Hypothekenaufkäufer, die im öffentlichen Auftrag Baudarlehen von privaten Instituten aufkaufen, um einen zweiten Markt für Hypotheken zu schaffen und Wohnungseigentum zu fördern. Die börsennotierten Institute kämpfen seit Monaten mit der Immobilien- und Finanzkrise. Zusammen müssten die Institute laut Barron's zehn Milliarden Dollar frisches Kapital aufnehmen, obwohl US-Notenbank Fed und -Regierung erst Mitte Juli ein Hilfspaket für die beiden Wohnbau- und Immobilieninstitute geschnürt hatten.

Die weltgrößte Baumarktkette Home Depot kommt hingegen dank Einsparungen unerwartet gut durch die US-Immobilienkrise. Zwar verdiente der US-Konzern im vergangenen Vierteljahr mit 1,2 Mrd. Dollar ein Viertel weniger als vor einem Jahr. Branchenexperten hatten jedoch mit einem kräftigeren Gewinneinbruch gerechnet.
Die Lage am US-Immobilienmarkt hat sich im Juli weiter eingetrübt. Die Zahl der Wohnbaubeginne fiel um elf Prozent auf 965.000. Die Zahl der Baugenehmigungen für Eigenheime sank um 17,7 Prozent. Die US-Regierung plant derzeit kein weiteres Programm zum Ankurbeln der Konjunktur. Man hoffe stattdessen auf einen weiteren Rückgang der Öl- und Gaspreise, hieß es. (Reuters, red/DER STANDARD, Printausgabe, 20.8.2008)