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Russische Truppen nahmen am Dienstag in der Hafenstadt Poti mehrere Georgier fest.

Foto: AP/Bela Szandelszky

Russland macht für die Verzögerungen beim Rückzug seiner Truppen aus Georgien die georgische Seite verantwortlich. Führungslose georgische Söldner sowie zerstörte Panzer und Geschütze, die die Straßen blockieren, behinderten den Rückzug der russischen Streitkräfte, sagte Vize-Generalstabschef Anatoli Nogowizyn.

Russland will nach Militärangaben in Georgien eine sieben Kilometer breite Sicherheitszone um die nach Eigenständigkeit strebende Region Südossetien einrichten. Dort werde eine doppelte Linie von insgesamt 18 Kontrollstellen eingerichtet, teilte der russische Vizegeneralstabschef Anatoli Nogowizyn am Mittwoch in Moskau mit. Diese Kontrollstellen sollen nach seinen Angaben von 270 Soldaten besetzt werden. Georgien hatte mit seinem Einmarsch in Südossetien die jüngste Krise ausgelöst und Russland zum Eingreifen veranlasst.

"Alles zu seiner Zeit"

"Wir werden uns gemäß dem Friedensplan vollständig zurückziehen, aber alles zu seiner Zeit. Die Situation ist derzeit noch immer schwierig" , sagte Nogowizyn. Die 20. russische Artillerieeinheit habe sich bereits zurückgezogen. Allerdings sei es notwendig, zusätzliche Straßensperren zu errichten, damit keine Waffen in die Krisenzone gelangen und die Sicherheit der humanitären Helfer gewährleistet sei.

Russland hat angekündigt, seine Truppen bis Freitag auf die Stellungen vor Beginn des Krieges mit Georgien zurückzuziehen. Präsident Dmitri Medwedew habe seinem französischen Kollegen Nicolas Sarkozy in einem Telefonat zugesagt, dass sich Russland an die Vereinbarungen in dem von Frankreich vermittelten Waffenstillstand halte, teilte das Präsidialamt in Moskau am Dienstag mit. Demnach werden einige Einheiten in die Sicherheitszone abziehen, die vorübergehend eingerichtet werden soll. Die übrigen Soldaten würden wieder in Südossetien oder Russland stationiert.

Georgien warf Nogowizyn vor, sich nicht an den Friedensplan zu halten und seine Truppen nicht auf die Positionen zurückzuziehen, die sie vor dem Krieg innehatten. Um den Status quo ante wiederherzustellen, sei es notwendig, dass die aus dem Irak abgezogenen 2000 georgischen Elitesoldaten dorthin zurückkehren. Nogowizyn sprach auch von Informationen, wonach Kriegsschiffe der USA, Polens und Kanadas auf dem Weg ins Schwarze Meer seien. Georgien wiederum warf russischen Einheiten vor, in den Ölhafen der Schwarzmeerstadt Poti vorgedrungen zu sein und 20 georgische Polizisten gefangen genommen zu haben.

Die Verzögerung beim Rückzug der russischen Truppen dürften nicht nur mit technischen Problemen zu erklären sein. "Die Militärs haben das Gefühl, dass die Operation noch nicht vollendet ist. Das macht es für sie psychologisch schwer, abzuziehen, und sie suchen Vorwände, damit sie noch bleiben können" , sagte Igor Bunin, Leiter des Zentrums für Polittechnologien der Internetzeitung Gaseta. Trotzdem sei ein schneller Abzug wichtig, da jeder Tag russischer Präsenz in Georgien mehrere Milliarden US-Dollar koste. (Reuters/Verena Diethelm aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 20.8.2008)