Zurück aus dem Reich der Unterwelt: Orfeo und Euridice

Foto: Theater an der Wien

Der faszinierende Stoff der Orpheussage erzählt von der Macht der Musik und des Gesangs - er hat immer wieder Komponisten zu Vertonungen inspiriert. So auch Christoph Willibald Gluck und den Librettisten Ranieri de'Calzabigi, die am Wiener Kaiserhof aufeinander trafen. Mit "Orfeo ed Euridice" wollten sie ein neues Musiktheater-Ideal verwirklichen.

Einfach und natürlich sollte die Musik sein, ohne aufgesetztes Brimborium. Um das "Wahrhaft- Menschliche" in den Vordergrund zu rücken, beschränkten Gluck und Calzabigi Handlung und Figuren daher auf das Wesentliche.

Liebe über den Tod hinaus

Orfeo beklagt Euridices Tod und verlangt von den Göttern, sie zurückzugeben. Die Götter gestatten ihm, in die Unterwelt hinabzusteigen, um Euridice zurückzuholen. Er dürfe sie aber auf keinen Fall anblicken, bevor er nicht wieder auf die Erde zurückgekehrt sei - ansonsten sei sie für immer verloren.

Als Orfeo Euridice im Totenreich trifft, fasst er ihre Hand und will sie mit abgewandtem Blick zu den Lebenden zurückführen. Doch der Weg ist lang und Euridice klagt über Orfeos unfassbare Lieblosigkeit. Da bricht seine Widerstandskraft und er schließt Euridice in seine Arme. Sie sinkt auf der Stelle leblos zu Boden und wird schließlich von Amor zu erneutem Leben erweckt. Der zweimalige Tod sei nur eine Treueprobe gewesen.

"Nicht nur das Ohr amüsieren"

Glucks Musik ist geprägt von melodiöser Schönheit und größter Dramatik: "Da ich Musik nicht nur als eine Kunst, das Ohr zu amüsieren, betrachtet habe, sondern als eines der größten Mittel, das Herz zu bewegen und Empfindungen zu erregen, habe ich mich mit der dramatischen Handlung beschäftigt und den großen und kräftigen Ausdruck gesucht", notierte der Komponist.

In "Orfeo ed Euridice" finden Szenen aus lyrischen Gesangsnummern, Chören, Balletten und packenden Orchestereinwürfen zusammen und gehen nahtlos ineinander über.