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Wienerberger hatte wegen der negativen Entwicklung im zweiten Quartal mit einem noch stärkeren EBITDA-Rückgang gerechnet.

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Wien - Die Gewinne des börsenotierten Baustoffproduzenten Wienerberger sind im ersten Halbjahr 2008 spürbar zurückgegangen. Der Konzern will nun seine Produktion und damit auch die Fixkostenbasis  den Marktgegebenheiten anpassen. Insgesamt seien rund 25 Produktionsstandorte von Stilllegungen bzw. Schließungen betroffen.

Stellenabbau

Infolgedessen wird es zu einem Abbau von rund 1.500 Mitarbeitern kommen, kündigte Wienerberger-Chef Wolfgang Reithofer bei der Halbjahres-Pressekonferenz am Dienstag an. Auch in Österreich ist voraussichtlich ein Betrieb betroffen, welcher und wie viele Arbeitsplätze dadurch verloren gehen wollte Reithofer noch nicht verraten. Insgesamt hat der Konzern weltweit knapp 15.600 Arbeitnehmer auf der Gehaltsliste stehen.

"Neben Restrukturierungen in schwachen Märkten wie Deutschland und Großbritannien werden mittelfristig geplante Optimierungen auch im übrigen Werksnetz zeitlich vorgezogen", hieß es am Vormittag in einer Unternehmensmitteilung. Kleinere, ältere Werke würden vom Markt genommen und die Produktion in größere, kosteneffizientere Werke verlagert.

Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) habe sich gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 8 Prozent auf 235,6 Mio. Euro vermindert, das Konzern-EBIT sei um 18 Prozent auf 136,0 Mio. Euro gesunken, teilte der Konzern am Dienstag mit. Aufgrund der negativen Entwicklung im zweiten Quartal hatte Wienerberger vor einiger Zeit selbst in einer Gewinnwarnung mit einem noch stärkeren EBITDA-Rückgang von 10 Prozent gerechnet. Die Aktie gab nach dem Halbjahresbericht kräftig nach.

25 Millionen Euro an Restrukturierungskosten

Reithofer betonte, dass 80 Prozent der betroffenen Werke so veraltet seien, dass sie ohnehin in den nächsten zwei Jahren geschlossen worden wären. Die aus den Schließungen resultierenden Restrukturierungskosten schätzt Wienerberger auf rund 25 Mio. Euro, weitere 25 Mio. Euro werden an Sonderabschreibungen fällig. "Auf Basis dieser Maßnahmen rechnet die Gruppe ab 2009 mit einer Reduktion der Kosten von rund 30 Mio. Euro", hieß es.

In Deutschland ist die Schließung von bis zu sieben Werken vorgesehen, in der Region Nord-Westeuropa werden insgesamt 10 Werke vom Markt genommen. In den USA wurden nach den umfangreichen Kapazitätsanpassungen der vergangenen beiden Jahre aufgrund des schwierigen Marktumfeldes zwei weitere Werke stillgelegt.

Die Ergebnisse des ersten Halbjahres seien Folge der enttäuschenden Entwicklung in drei der wichtigsten Märkte - USA, Großbritannien und Deutschland - gewesen. Allein in diesen Märkten ging das EBITDA um 36 Mio. Euro (bereinigt um Akquisitionen) zurück. Trotz der Beiträge aus der Erstkonsolidierung von Arriscraft, reduzierte sich der Umsatz im Segment Nordamerika, aufgrund des deutlich stärker rückläufigen Wohnbaus sowie aufgrund des schwächeren Dollars, um 28 Prozent auf 120,0 Mio. Euro und das EBITDA um 60 Prozent auf 7,5 Mio. Euro. Zentral-Westeuropa verzeichnete einen um 2 Prozent geringeren Umsatz von 217,4 Mio. Euro im Vergleich zur Vorjahresperiode.

Finanzergebnis negativ

Als Folge der rückläufigen operativen Ergebnisse sank das Ergebnis vor Steuern um 31 Prozent auf 118,0 Mio. Euro. Zusätzlich wurden die Ergebnisse in den ersten sechs Monaten durch Kosten aus Restrukturierungsmaßnahmen in der Höhe von 5,8 Mio. Euro belastet - davon sind 2,2 Mio. Euro zahlungswirksam und 3,6 Mio. Euro Sonderabschreibungen. Das Finanzergebnis betrug minus 12,2 Mio. Euro - im Gegensatz zu plus 5,1 Mio. Euro im Vergleichszeitraum 2007 (enthält einen Buchgewinn aus dem Verkauf von Wertpapieren von 10,1 Mio. Euro). Durch die steuerliche Absetzbarkeit des Hybridkupons sowie den höheren Ergebnisanteil aus Zentral-Osteuropa war die Steuerquote rückläufig. Das Ergebnis nach Steuern reduzierte sich um 30 Prozent auf 98,6 Mio. Euro. Das bereinigte Ergebnis je Aktie lag dadurch bei 1,04 Euro gegenüber 1,57 Euro in 2007.

Vor dem Hintergrund einer guten Entwicklung in Zentral-Osteuropa und der demgegenüber deutlichen Verschlechterung in den USA, Großbritannien und Deutschland hat die Wienerberger AG den Umsatz um 3 Prozent auf 1.263,6 Mio. Euro gesteigert. Nach einem starken ersten Quartal mit einem Umsatzplus von 13 Prozent, sei der Umsatz dieser im zweiten Quartal um 4 Prozent zurückgegangen.

"Attraktive Dividende" geplant

Wienerberger erwartet wegen steigender Zinsen, hoher Inflation sowie einer Verknappung der Kreditmittel eine weitere Abschwächung der europäischen Märkte für das laufende Jahr. Die preisbedingten Energiekostensteigerungen schätzt das Unternehmen auf 45 Mio. Euro für das Gesamtjahr. "Ich gehe für 2008 von einem Rückgang des operativen EBITDA von bis zu 15 Prozent aus. Wir werden aber dennoch eines der besten Ergebnisse der Unternehmensgeschichte der Wienerberger erwirtschaften", kündigte Reithofer am Dienstag an. "Den Aktionären planen wir weiterhin eine attraktive Dividende auszuschütten, die auf Vorjahresniveau oder knapp darunter liegt."

Ziel bleibe es jedenfalls, einen maximalen Free Cash-Flow und eine kräftige Dividende zu lukrieren, so Reithofer. Man werde auch heuer eines der besten Ergebnisse der Geschichte einfahren - wenn auch nicht auf dem Niveau des Rekordergebnisses im Vorjahr. "Die schönen Tage sind zu Ende, jetzt beginnen die Mühen der Ebene", betonte der Vorstandschef. Wienerberger sei "solide finanziert", die Dividende werde auf dem Niveau des Vorjahres oder knapp darunter liegen. Im Vorjahr betrug sie 1,45 Euro je Aktie.

Weiterhin "schwierige Zeiten" in USA und GB

Reithofer geht von weiterhin schwierigen Zeiten in Großbritannien und den USA aus. Auch in Zentral- und Osteuropa werde es Ergebnisverschlechterungen gegenüber dem Vorjahr geben und in Nord- und Westeuropa merke man weiterhin die schwache Konjunktur. In Österreich und Deutschland wiederum sei die Politik bei Wohnbauinitiativen säumig. Das Geschäft im Heimatmarkt habe sich heuer bisher "unauffällig und neutral" entwickelt.

Das Konzerneigenkapital sei durch die Zahlung der Dividende ebenso wie des Hybridkupons sowie eines geringeren Jahresüberschusses und den Erwerb eigener Aktien um 2 Prozent auf 2.618,4 Mio. Euro zurückgegangen. Das Gearing habe sich seit dem 31. Dezember 2007 auf Grund derselben Effekte von 21,2 auf 33,3 Prozent (Hybridanleihe laut IFRS zu 100 Prozent Eigenkapital) erhöht. (APA)