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Nach 0:3 zum 4:3.

Foto: APA/ SABANGAN

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Robert Gardos machte es verdammt spannend.

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Peking - Der Tiroler Robert Gardos hat sich am Dienstag in Peking mit viel Mühe und Kampfgeist beim olympischen Tischtennis-Einzel im Bewerb gehalten. Der 29-Jährige war in Hauptrunde eins gegen den Nordkoreaner Ri Chol-guk bei einem 0:3-Rückstand in Sätzen nur noch zwei Punkte von der Niederlage entfernt gewesen, kämpfte sich aber in den siebenten Satz, den er ebenfalls nach Rückstand mit dem ersten Matchball für sich entschied.

Gardos hatte vor Ri gewarnt. Er sei zwar wegen nur wenigen bis gar keinen internationalen Auftritten unbekannt, aber aufgrund der Trainingseindrücke als stark einzuschätzen. Und es dauerte auch eine Weile, bis sich der ÖTTV-Profi auf seinen Gegner eingestellt hatte. Machte er in Satz eins sechs Punkte, waren es im zweiten acht und im dritten neun. "Robby" schien dran, doch bei 7:9 in Satz vier drohte ihm eine empfindliche 0:4-Schlappe.

Rechtzeitig aufgewacht

"Da bin ich dann aufgewacht und auch das Glück war auf meiner Seite", erinnerte sich Gardos an die Wende im Spiel gegen den Weltranglisten-100. "Er hat auch einen Sitzer verschossen bei 9:9. Das war der Punkt, wo ich zu meiner Konzentration zurückkonnte, zu meiner Spannung. Und ich habe gewusst, ich muss noch ein bisschen kämpfen und Druck halten und dann wird es schon gehen."

Plötzlich lief das Spiel von Gardos. Der Granada-Legionär gewann seinen ersten Satz und holte den nächsten 11:1. Von 18 in dieser Phase gespielten Punkten machte der Innsbrucker 17. Ri wirkte da völlig verunsichert und musste den Satzausgleich hinnehmen. In Durchgang sieben schien nun alles für Gardos zu sprechen, doch er vergab eine 8:5-Führung und sah sich bei 8:9 abermals mit dem Out konfrontiert.

"Ich war einfach müde, zu nervös. Da habe ich den Fehler gemacht, dass ich an das Match gedacht habe und nicht an den Punkt", begründete Gardos den neuerlichen Hänger. "Zum Glück konnte ich mich wieder auf jeden Punkt konzentrieren." Der Wille zum Kampf war letztlich der Schlüssel zum Erfolg. "Ich habe aber gedacht, es wird leichter gehen. Ich habe es bis zum 0:3 nicht geschafft, daran zu glauben, das Maximale rausholen zu müssen."

Der Glaube

ÖTTV-Coach Ferenc Karsai hatte versucht, seinen Schützling von der Bank aus zu motivieren. "Entscheidend war, dass er an seine Stärken und seine Fitness geglaubt hat", erläuterte der Coach. "Er hat Vertrauen gehabt auch in sich selbst, auch in den Trainer. Ich habe gesagt: 'Du willst, du willst.' Und dann hat er es auch geglaubt."

Indes ist Gardos im "University Gymnasium" schon ein kleiner Star, nach dem Sieg wurde er von chinesischen Zuschauern um Autogramme gebeten. Der bei Olympia in Einzeln noch ungeschlagene gebürtige Ungar hatte im Teambewerb einen Top-10- und zwei Top-20-Spieler auf seine Abschlussliste gesetzt. Sein nächster Gegner ist auch kein leichtes Kaliber, und zwar der 14 Plätze vor ihm auf Position 33 rangierende Zoran Primorac.

Die Partie gegen den in der ersten Runde mit einem Freilos bedacht gewesenen Kroaten ist für Mittwoch um 8.00 Uhr MESZ angesetzt. Die beiden haben in der unmittelbaren Olympia-Vorbereitung sowohl in Faak/See als auch in Düsseldorf gemeinsam trainiert. Primorac ist neben dem Belgier Jean-Michel Saive und dem Schweden Jörgen Persson der einzige Tischtennis-Spieler mit sechs Olympia-Teilnahmen.

"Er ist ein sehr guter Spieler, beidseitig", merkte Gardos über seinen nächsten Gegner an. "Er hat mich ein paar Tage beobachten und sich auf mich vorbereiten können. Aber ich hoffe, dass ich besser spielen werde und ihm den Kampf anbieten kann." In Runde eins des Bronze-Play-offs unterlag Primorac Chen Weixing zwar am Freitag 0:3, Gardos bestätigt ihm aber aufgrund der Trainingseindrücke eine gute Form.

Auf der Homepage des Tischtennis-Weltverbands ITTF (http://www.ittf.com) wurde das Gardos-Comeback übrigens mit dem Attribut "Match des Tages" bezeichnet. Weniger erfolgreich waren zwei prominente Franzosen. Patrick Chila unterlag dem Ungarn Janos Jakab 3:4, Christophe Legout zog gar gegen den 171 Plätze hinter ihm gereihten Vietnamesen Doan Kien Quoc mit 2:4 den Kürzeren. (APA)