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Foto: APA/First Look

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Bruno Kreisky schaffte es beim TV-Duell, seinen Gegner aus dem Konzept zu bringen - Josef Taus (ÖVP) weiß das am besten.

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Wien - Erst hatten ihn die Berater zu lange in die Sauna gesteckt, dann sein durch die Hitze aufgedunsenes Gesicht millimeterdick mit Schminke zugepappt. Schließlich griff der Kandidat in der Hektik auch noch zur falschen Brille, so dass er im Studio keine Zeile aus seinen Unterlagen lesen konnte. Der verunglückte Auftritt in der TV-Konfrontation von 1986 führte für ÖVP-Chef Alois Mock schnurstracks in eine Wahlniederlage gegen SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky.

Während Mock der Pechvogel war, gilt Bruno Kreisky als erster Meister des Duells vor der Kamera. Das ständige Nesteln an der Brille, der exzessive Einsatz eines Schweißtuchs, das lästige Rascheln mit (gefakten) Dokumenten - keine Handbewegung des roten Langzeitregenten, die posthum nicht als Finte ausgelegt wurde, um den ÖVP-Konkurrenten Josef Taus aus dem Konzept zu bringen.

Genau das bewerkstelligte Jörg Haider 15 Jahre später mit einem anderen, aus den USA abgekupferten Trick. Seinem Gegner Vranitzky hielt er ein Schild unter die Nase, auf dem die Privilegien eines Arbeiterkammerpräsidenten aufgelistet waren - das "Taferl" wurde zum beliebten Accessoire in TV-Debatten. Es war nicht Vranitzkys einzige Niederlage in diesem Jahr: Der Kanzler setzte sich mit jedem Herausforderer einzeln an den runden Tisch, wirkte aber arrogant und schlecht vorbereitet. Seither wehren sich Titelverteidiger gegen Duelle mit der Opposition.

Eine gute Pointe glückte Ex-SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer, als er Wolfgang Schüssel anno 2002 zur Wahrheit mahnte: "Schauen Sie mir in die Augen!" Damals zeigte sich freilich, dass TV-Debatten nicht alles sind: Für seinen Auftritt kassierte Gusenbauer tolle Kritiken, die Wahl gewann Schüssel. (Gerald John/DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2008)