Foto: AP/Robert F. Bukaty

Noch tummeln sich Besucher zu den Olympischen Spielen. Wie es Chinas Wirtschaft nach dem Großereignis geht, sorgt Investoren.

Seit dem Start der Olympischen Spiele haben Chinas Börsen stark an Wert verloren. Der Shanghai Composite rutschte zuletzt auf ein 20-Monats-Tief. Investoren spekulieren schon länger über eine Abkühlung.

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Wien - Die Welt blickt derzeit nach Peking zu den Olympischen Spielen, Investoren erfüllt das sportliche Großereignis jedoch mit Sorge, denn Chinas Börsen haben seit dem Start der Olympischen Sommerspiele stark verloren. Die Börse Schanghai etwa hat am Montag trotz dem bisher drittgrößten Börsengang Asiens (China South Locomotive) 5,2 Prozent verloren und auf dem tiefsten Stand seit 20 Monaten geschlossen.

Die Aktien von Chinas größtem Eisenbahnhersteller, China South Locomotive, haben am ersten Handelstag um satte 58,26 Prozent auf 3,47 Yuan (0,34 Euro) zugelegt. Damit hat das Unternehmen rund eine Milliarde Euro eingenommen. Das Umfeld für Börsengänge ist im Moment dennoch denkbar schlecht: Der wichtigste Leitindex auf dem Festland, der Shanghai Composite, hat seit dem Höchststand von Oktober 2007 rund 60 Prozent an Wert verloren.
Grund für die Talfahrt ist die Sorge um Chinas Wirtschaft. Denn der Wachstumsturbo Olympia ist absehbar. Laut Chinas Statistikbüro wurden für die Ausrichtung der Spiele 43 Milliarden Dollar (29 Mrd. Euro) ausgegeben, das ist 1,5-mal mehr als die Ausgaben der vergangenen fünf Olympischen Spiele zusammen. Der Großteil davon ging in Infrastrukturinvestitionen.

Peking brachten die Spiele in den vergangenen sieben Jahren ein Wachstumsplus von jeweils 2,5 Prozentpunkten, wobei aber das Gewicht Pekings am chinesischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur vier Prozent beträgt.

Wegen Smog wurden Fabriken geschlossen

Für Aufregung sorgen auch die ökonomischen Auswirkungen für die Verbesserung der Smogsituation während der Olympischen Spiele: Hunderte Fabriken wurden geschlossen. Laut einer Analyse der Raiffeisen Zentralbank (RZB) entsprechen die Gebiete, in denen Schließungen durchgeführt wurden, der Größe von Frankreich, Italien, Deutschland und Großbritannien zusammen und 28 Prozent von Chinas industrieller Wertschöpfung.

"Derzeit ist nicht klar, ob China diesen Rückstand aufholen kann und wie stark die Verlangsamung der Weltwirtschaft durchschlägt" , sagt Monika Rosen, Bereichsleiterin vom Asset Management der Bank Austria. Diese Beurteilung werde noch ein paar Wochen dauern, so die Expertin für internationale Märkte.

Was das Klima zudem verschlechtert: Die Produzentenpreise sind im Juli auf zehn Prozent gestiegen, die Inflation liegt bei 6,3 Prozent. All diese Unsicherheiten lassen auch Investoren zurückhaltend agieren, sie vermindern ihr Risiko und ziehen sich demgemäß auch aus Emerging Markets wie China zurück, erklärt Rosen.

"Der chinesische Aktienmarkt wird wieder einmal seinem Ruf als hochvolatiler Markt gerecht" , schreibt die RZB. Auf- und Abwärtsbewegungen in der Größenordnung von vier Prozent pro Tag seien keine Seltenheit. Daher ist man bei der RZB optimistisch, dass es in den nächsten Wochen an Chinas Börsen eine Gegenbewegung geben wird. Was diese Hoffnung nährt: Die Exporte sind im Juli um 26,9 Prozent gewachsen, wobei sich die Ausfuhren in die USA seit dem ersten Quartal verdreifacht haben. (Bettina Pfluger,  DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.8.2008)