Wien/St. Pölten - Der Countdown läuft - wenn auch noch ziemlich lang. In acht Jahren, 2011, soll die neue, zweigleisige Hochleistungsstrecke der Westbahn zwischen Wien und St. Pölten fertig sein. Dann, so heißt es, wird die Fahrtzeit von der Bundes- in die Landeshauptstadt nur mehr 25 Minuten betragen. Bisher müssen Zugbenützer rund eine dreiviertel Stunde dafür veranschlagen.

Den Baubeginn für die 42,3 Kilometer lange, 1,1 Milliarden Euro teure Trasse durch den Wienerwaldtunnel und einige weitere unterirdische Röhren feierte Landeshauptmann Erwin Pröll (VP) am Freitag mit einem Spatenstich: Einem "wichtigen Schritt für die Zukunft", wie er betonte.

Höheres Zugtempo

Die neue Westbahn durch das Tullnerfeld wird Zugverkehr auf insgesamt vier Schienen möglich machen. Die derzeit exklusiv befahrene, mit 250 Zügen pro Tag "völlig überlastete" Strecke durch den Wienerwald werde sie "massiv entlasten", sagt Christian Popp aus der niederösterreichischen Landesverkehrsabteilung. "Intercity- und Güterzüge, die hohe Geschwindigkeiten erreichen sollen, werden dann über die neue Trasse geführt", erläutert er.

Der "Donau-Korridor" - wie die Westbahn in den Verkehrsplänen der EU heißt - werde dann ein Nadelöhr weniger aufweisen, strich anlässlich des Spatenstichs Infrastrukturminister Mathias Reichhold (FPÖ) heraus. Auch die Beseitigung einer an die neue Trasse gleich anschließenden Schmalstelle werde er nicht aus den Augen verlieren: "Langfristig muss die Güterzugumfahrung in St. Pölten fertig gestellt werden".

Güterzugumfahrung

Reichhold selbst war es gewesen, der vor einem Jahr einen Baustopp für dieses neue Streckenstück verfügt hatte. "Ohne Güterzugumfahrung würde der gesamte Westbahnverkehr durch das Stadtgebiet und den Hauptbahnhof donnern - die Schienenkapazitäten wären krass überfordert", stimmt ihm Popp zu.

Er weist auch auf den weiteren Westbahnerweiterungsbedarf hin: Zwar sei die Strecke zwischen St. Pölten und Ybbs schon jetzt vierspurig ausgebaut, weiter westlich jedoch seien bis Amstetten nur zwei Gleise befahrbar. Und auch wenn dort auf einer Teilstrecke schon Erweiterungsarbeiten stattfänden, sei durchgängige Vierspurigkeit bisher nur ein Planziel: "Die Projektfinanzierung zwischen Ybbs und Aschbach hängt derzeit noch völlig in der Luft". (bri, DER STANDARD Printausgabe 22/23.2.2003)