Die dritte Auflage des Regionsfestes "Carnuntum Experience" ist ein Happening mit 70 unterschiedlichsten Einzelevents

Foto: Carnuntum Experience

... Wie man ein Gebiet gourmettechnisch aufbereitet, auf dass sowohl Einheimische wie auch Besucher etwas davon haben, zeigt die dritte Carnuntum Experience.

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Natürlich könnte man angesichts der Historie der Region östlich von Wien in gnadenlose Römertümelei verfallen: Etwas Toga-Artiges ist rasch angelegt und das, was normalerweise auf den Tisch kommt, verspeist man eben im Liegen. Roland Lukesch vom Gasthaus Haslauer Hof, Norbert C. Payr, Haubenwirt aus Zeiselmauer, und Robert Payr, Winzer aus Höflein (nicht verwandt), haben sich aber Authentischeres einfallen lassen. Norbert C. Payr setzt sich seit langem mit römischer Küche auseinander: mit Apicius, dem bekanntesten Kochbuchautor der Antike (1. Jh n. Ch.), welche Lebensmittel wie zubereitet wurden und was dabei die Kehlen benetzte. Genau solches präsentiert er nun im Rahmen der Carnuntum Experience vom 15. bis 31. August.

Die dritte Auflage des Regionsfestes hat eine ambitionierte Länge erreicht. War es beim Start 2006 ein längeres Wochenende vor allem mit Wein-Events, so ist es heuer ein 17-tägiges Happening mit 70 unterschiedlichsten Einzelevents verteilt über die Region: Über den Angelpunkt Kulinarik, zu dem sich Kunst, Kultur und Natur effizient kombinieren lassen, soll die emotionale Seite von Wein präsentiert werden, um das Gebiet als Destination stärker zu etablieren.

"Rubin Carnuntum"-Winzer

Veranstalter ist der Verein der "Rubin Carnuntum"-Winzer (45 Betriebe) mit ihrem Präsidenten Robert Payr. Weinkultur, so deren Ansatz, ist aber in größerem regionalem Zusammenhang zu sehen, um tatsächlich nachhaltig zu sein. Unterstützt werden sie seit einigen Jahren von Dorli Muhr-Van der Niepoort und ihrer auf Wein-PR spezialisierten Agentur Wine & Partners. Muhr ist geborene Rohrauerin und seit 2002 auch Winzerin am Spitzerberg in Prellenkirchen.

Da Carnuntum-Weine zwar außerhalb überall zu haben waren, aber in der Region selbst relativ wenig Bewusstsein da war, entwickelte man die Idee des Festivals vor Ort: "Wichtig war, dass die Bewohner selbst entdecken, was es Schönes gibt, und dass sie es dann stolz den Besuchern zeigen", erklärt Muhr. Die Idee scheint aufzugehen. Heuer sind 121 Betriebe involviert, etwa doppelt so viele wie 2006, davon nur noch 47 Winzerbetriebe. "Das zeigt", so Muhr, "dass der Funke wirklich übergesprungen ist. Vom Kulturtreibenden, über Beherbergungsbetriebe bis zum Ab-Hof-Bauernladen machen alle mit."

Investitionssumme: 350.000 Euro

Die Investitionssumme beträgt 2008 rund 350.000 Euro. Für etwa 70 Prozent des Budgets greifen die Rubin-Winzer selbst in die Tasche. Dazu kommen Sponsoren mit Geld- oder Sachleistungen, Pauschalbeträge teilnehmender Betriebe außerhalb des Vereins und Eintrittsgelder. Auch Förderungen werden beantragt (Leader plus). Da aber "Ob und Wieviel höchst unsicher sind", so Payr, fließen sie, sofern gewährt, ins nächstjährige Budget.

Maria Gahleitner, Geschäftsführerin der „Weinstraßen Niederösterreich", bezeichnet diese Form des Kennenlernens eines Weinbaugebietes als „eine sehr ausgereifte Geschichte mit vielen Facetten" und verweist speziell auf das Kinderprogramm. „Wenn das Schule macht, würde es uns sehr freuen", so Gahleitner, in deren Institution Carnuntum über die Römer-Weinstraße eingebunden ist.

Genuss ist "sehr wichtig"

Dass Genuss wichtiger Bestandteil des Urlaubserlebnisses und es vor allem angesichts des Österreich-Images sinnvoll ist, Regionen kulinarisch darzustellen, belegt Eleonore Gudmundsson, Sprecherin der Österreich-Werbung mit Zahlen aus einer Umfrage der Tourismusmonitoring Austria: Rund 70 Prozent von 11.000 befragten Österreich-Urlaubern bezeichnen den Genuss von typischen Speisen und Getränken im Urlaub als "sehr wichtig".

Ob man Besucher nun stärker an eine Region bindet, wenn sie kulinarisch gut versorgt werden, kann Gudmundsson zwar nicht mit Zahlen stützen, "aber vermuten darf man das, weil Essen und Trinken eben uralte Motive der Gastlichkeit sind". Weiteres Erfolgsbeispiel sei das oststeirische Vulkanland, kürzlich mit dem Preis "European Destinations of Excellence" ausgezeichnet.

Die Besucherzahlen der Carnuntum Experience scheinen diese Einschätzungen jedenfalls zu bestätigen. Im ersten Jahr 2006 waren es rund 5000, im zweiten konnte man verdoppeln. Zwischen Wien und den Veranstaltungsorten bietet ein Taxi-Unternehmen Sammeltaxis, für Transfers innerhalb der Region sorgen Beherbergungsbetriebe, die in "Packages" eingebunden wurden. Für 2008 sind Payr und Muhr jedenfalls zart optimistisch: 12.000, vielleicht sogar 15.000 wären schon schön. (Luzia Schrampf/derStandard.at/18/08/2008)