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Flugzeuge von Air China, angedockt am Flughafen in Peking: Mehrere chinesische Fluglinien bauen Richtung Westen stark aus.

Foto: AP/Baker

Peking/Wien - Eine Reihe chinesischer Airlines ist derzeit auf der Suche nach Partnern in der Europäischen Union. Die Flughäfen im Westen werben dabei um die Chinesen, da die Gesellschaften aus dem Reich der Mitte trotz internationaler Luftfahrtkrise weiterhin äußerst expansiv eingestellt sind.

Air China - das Unternehmen im Staatsbesitz gilt als einer der Interessenten von Austrian-Airlines-Anteilen aus dem Eigentum der ÖIAG - will ab 2009 von Peking nonstop nach Wien fliegen.

Shanghai Airlines bestätigen ebenfalls Pläne für die Destination Wien, es soll ab dem kommenden Jahr täglich eine Maschine zwischen der ostchinesischen Metropole und Österreich verkehren.

Gleichzeitig kämpfen die chinesischen Airlines mit Rückgängen im Inlandsgeschäft und sind auf zusätzliches Kapital angewiesen. Air China begibt eine Unternehmensanleihe, mit der vor allem der Kauf neuer Flugzeuge finanziert werden soll.

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Zhou Chi, Präsident von Shanghai Airlines, will im kommenden Jahr täglich Flüge von der ostchinesischen Metropole nach Wien aufnehmen, sagt er im Gespräch mit dem Standard. Shanghai Airlines ist wie Air China Mitglied in der Star Alliance, dem weltgrößten Luftfahrtverband, in dem ja auch die österreichische AUA angesiedelt ist. Auch Air China will ab 2009 von Peking nonstop nach Wien fliegen.

Das hat aber nichts mit dem intendierten Einstieg des chinesischen Staatscarriers bei der AUA zu tun. Diese Flugpläne wurden bereits vergangenes Jahr eingefädelt. Ein Sprecher von Air China in Peking gab auf Anfrage des Standard zu verstehen, dass man jetzt keinen Kommentar zur AUA abgeben will (siehe auch Artikel unten). Wegen der Olympischen Spiele habe man Wichtigeres zu tun.

Fragezeichen hinter Interessen

Chinesische Luftfahrtexperten sehen hinter dem Interesse an der AUA viele Fragezeichen: Zum einen habe Air China keine Erfahrung mit Beteiligungen an ausländischen Fluglinien, zum anderen seien die Managementkulturen komplett unterschiedlich.

Tatsache ist aber auch, dass zahlreiche chinesische Fluglinien - jene, die international operieren - zum großen Sprung nach Europa ansetzen. Dafür suchen sie jeweils einen strategischen Flughafen als Anflugsziel. Air China beispielsweise ist mittlerweile in allen wichtigen Metropolen Europas vertreten, fliegt mehrmals täglich München und Frankfurt an. Unternehmen wie Hainan Airlines, derzeit in Budapest vertreten, China Southern (im Verband mit Air France) in Amsterdam oder China Eastern in München, suchen Stützpunkte wie andere Fluglinien aus dem Reich der Mitte auch.

Heftig umworben

Dabei werden die Drachenflieger von europäischen Airports heftig umworben. So machen sich zum Beispiel die Manager des Frankfurter und Münchner Flughafens regelmäßig auf den Weg nach China, um die Vorteile ihrer Flughäfen als Landeplatz persönlich zu vermitteln. der Standard konnte nicht eruieren, ob das Flughafen-Wien-Management selbiges tut. Das Interesse an China ist in der Branche aber auf jeden Fall enorm.

Doch nicht alles spricht für Euphorie. Die Luftfahrtkrise hat auch China erfasst und alle Expansionsambitionen gebremst. Das Aufkommen im chinesischen Inlandsverkehr geht zurück: Allein im Juni reduzierte es sich um 3,8 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres auf 14,2 Millionen Passagiere. Gleichzeitig steigen die Treibstoffpreise und vor allem auch die Lohnkosten für Piloten, die zunehmend westliche Saläre einfordern.

Finanzierungsmöglichkeiten gesucht

Wie das US-Luftfahrtmagazin Air Transport World berichtet, suchen Chinas Fluglinien nach Finanzierungsmöglichkeiten, um dieses Dilemma zu überwinden. Hainan Airlines hat verkündet, um 2,7 Milliarden Yuan (298 Mio. Euro) Unternehmensanleihen in Umlauf zu bringen, China Southern Airlines plant das Gleiche, um 1,5 Milliarden Yuan frisches Geld zu generieren. Air China, die als möglicher AUA-Käufer gehandelt wird, plant 400 Millionen sogenannte 'A-Shares' im Wert von vier Milliarden Yuan, basierend auf einem Preis im Juli, zu veräußern. Davon sollen 1,5 Milliarden Yuan für den Betrieb verwendet werden, der Rest für 54 neue Flugzeuge. Ob Geld für einen Kauf der AUA übrigbleibt, ist fraglich. (Kurt Hofmann, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.8.2008)