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Alte Bekannte: Ewald Stadler (vormals FPÖ-Abgeordneter und Volksanwalt) tritt für das BZÖ bei der Nationalratswahl an. Der Grund: Auch Haider ist wieder da.

Wien - Ewald Stadler wird bei der Nationalratswahl für das BZÖ kandidieren. Der ehemalige Volksanwalt und frühere FPÖ-Abgeordnete wird trotzdem parteifrei und unabhängig bleiben, sagte er bei einer Pressekonferenz am Samstag.

Listenplatz noch offen

Als eines der Motive für den Wechsel zu den Orangen unter Parteichef Jörg Haider nannte er, dass man den Weg, den man 1986 gemeinsam beschritten hatte, wieder gemeinsam gehen wolle. Der Listenplatz Stadlers ist noch nicht bekannt.

Macht wegen Haider wieder mit

Als weitere Begründung für sein Antreten nannte Stadler auch den Wiedereinstieg Haiders in die Bundespolitik. "Ich kenne seit 1986 das Original der Haider-Politik und kenne seit einigen Jahren die Kopie davon", gab es auch schon einen Seitenhieb auf FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache.

"Als Katholik" zeigte er sich froh darüber, dass es mit Haider zur Versöhnung gekommen ist. Gespräche über ein gemeinsames Antreten habe es schon seit langem gegeben, so Haider.

Frühere Angriffe auf das BZÖ "tun mir leid"

Stadler bedauert seine früheren Angriffe gegen die Orangen. "Vieles, was ich gesagt habe, tut mir leid." Die Attacken, die er seit der Abspaltung des BZÖ von der FPÖ geritten habe, seien "vielleicht aus Frustration und Enttäuschung heraus" formuliert worden und in dieser Schärfe nicht notwendig gewesen. Die Freundschaft zu BZÖ-Chef Jörg Haider sei heute jedenfalls "besser als damals".

Stadler erklärte seine "Frustration" damit, dass er nicht "ganz glücklich" über die Aufspaltung des Dritten Lagers nach der Gründung des BZÖ gewesen sei. "Haider wird dafür sorgen, dass es eine einheitliche Gruppierung gibt", ist sich der EX-FPÖ-Abgeordnete sicher. Und nicht nur an Stadler, auch an andere "Gesinnungsfreunde" habe der Kärntner Landeshauptmann ein Angebot gerichtet. An wen, wurde nicht verraten. Laut Haider soll es sich dabei um "Leute aus allen politischen Spektren" handeln.

Gegner ist nicht die FPÖ, sondern die Große Koalition

Auch Stadler betonte, dass der Gegner im Wahlkampf nicht die FPÖ unter Heinz-Christian Strache sei, sondern die Große Koalition. Trotzdem konnte sich der frischgebackene orange Kandidat einen Plagiatsvorwurf an die Blauen nicht verkneifen. Die FPÖ versuche mitunter durch Verletzung von Markenschutzrechten zu kopieren. Aber auch andere Parteien würden heute längst versuchen, mit freiheitlichen Themen, die sie einst kritisiert hatten, zu punkten. Etwa in Zuwanderungs- und EU-Fragen.

Stadler nannte gleich mehrere Motive für seine plötzliche Zuneigung zum BZÖ. Etwa das Scheitern der Großen Koalition, "eine Chance, die wir nutzen wollen." Auch die langjährige wenn auch unterbrochene Weggefährtenschaft mit Haider nannte er als Grund - vor allem dann, "wenn man so viel miteinander durchgemacht hat". So sei man etwa während der Zeit der Briefbomben-Anschläge als "potenzielle Terroristen" behandelt worden, während der Spitzelaffäre als "Staatsspitzel".

Als Volksanwalt konnte Stadler bei Haider punkten

Haider nannte als Grund, Stadler wieder ins Boot zu holen, dessen ehemalige Tätigkeit: "Wahrscheinlich ist er der erfolgreichste Volksanwalt in der Geschichte der Volksanwaltschaft." Und Stadlers Selbsteinschätzung: "Ich kenne die Anliegen der Österreicher sehr genau." So sei es etwa ein Skandal , dass Frauen und Mütter noch immer zu den am meisten Armutsdefährdeten gehörten. BZÖ-Konform auch die weiteren Forderungen des Neo-Orange-Fans: Eine höhere Pensionsanpassung und ein Müttergehalt.

Auch zum Thema Datenschutz nahm Stadler Stellung: "Der Überwachungs- und Spitzelstaat ist bereits Realität." Hier habe etwa die ÖVP auch nach dem Innenministeriums-Untersuchungsausschuss Erklärungsbedarf. Einen ungewöhnlichen Mitstreiter in dieser Sache nannte Stadler mit dem Grünen Sicherheitssprecher Peter Pilz, auch wenn die politische Distanz groß sei: "Uns trennen ideologisch Weltalle." (APA)