Jerusalem - Israel hat die für August angekündigte Räumung der größten illegalen Siedlung von Israelis im Westjordanland verschoben. Israelischen Medienberichten vom Freitag zufolge informierte das Verteidigungsministerium das Oberste Gericht am Vortag darüber, dass die rund 200 Siedler solange in Migron bleiben könnten, bis deren neuen Häuser fertiggestellt seien.

Diese Entscheidung sei auf Grundlage eines Abkommens getroffen worden, das mit dem Siedlerrat des Westjordanlandes vereinbart worden war. Ein neues Datum für die Räumung wurde zunächst nicht bekannt.

Ohne Genehmigung errichtet

Die Siedlung Migron umfasst mehrere Massivhäuser, rund ein Dutzend Wohncontainer, eine Synagoge, ein rituelles Tauchbad für orthodoxe Juden sowie einen Kindergarten. Sie war zwar ohne Genehmigung der israelischen Regierung auf privatem palästinensischen Gelände erbaut worden, ist aber an das israelische Stromnetz angebunden und wird von der Armee überwacht.

Während die Siedler die Räumung ablehnen, kritisierte die Anti-Siedlungsbewegung "Frieden jetzt" ("Peace now") deren Verschiebung. "Die Regierung hat vor der Drohung der Siedler kapituliert, dass sie zu Gewalt greifen würden, sollte ihre Siedlung geräumt werden", sagte der Chef der Organisation, Yariv Oppenheimer. Die internationale Gemeinschaft betrachtet alle israelischen Siedlungen im seit 1967 besetzten Westjordanland als illegal, unabhängig davon, ob sie von den israelischen Behörden genehmigt wurden oder nicht. (APA)