Prag/Dresden - Der tschechischen Hauptstadt Prag könnte die Aberkennung des UNESCO-Welterbetitels drohen. "Wir warten auf ein offizielles Schreiben der UNESCO dazu. Das werden wir aber nicht vor September bekommen", sagte ein Sprecher des tschechischen Kulturministeriums am Freitag auf Anfrage und bestätigte damit indirekt Medienberichte, wonach der geplante Bau von Wolkenkratzern im Prager Süden den Welterbestatus der Altstadt in Frage stellt.

Die "Leipziger Volkszeitung" schrieb von zwei geplanten Hochhäusern, eins davon über 100 Meter hoch. Eine Empfehlung internationaler Experten sehe eine maximale Höhe von 60 bis 70 Metern vor. Die in Dresden erscheinende "Sächsische Zeitung" berichtete von fünf Bauten in der Siedlung Pankrác im Prager Stadtteil Nusle, wogegen lokale Bürgerinitiativen bereits seit 1999 Sturm laufen sollen.

Das Prager Unternehmen für Stadtentwicklung ECM, das laut den Berichten die Gebäude plant, war nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Martin Teply, Sekretär der Handels- und Wirtschaftsabteilung im Tschechischen Generalkonsulat in Dresden, zeigte sich überrascht von der Debatte. "Ich kenne das Problem nur aus der Zeitung und habe davon zum ersten Mal gelesen", sagte er. Sollte sich der Sachverhalt bewahrheiten, wäre es "ein Problem der Stadt Prag".

Der Streit erinnert an die Auseinandersetzung um den Welterbe-Titel für das Dresdner Elbtal. An der Waldschlößchenbrücke wird seit November 2007 gebaut. Die UNESCO will den Titel definitiv aberkennen, wenn die umstrittene Brücke entsteht, ein Tunnel würde dagegen als Kompromiss gesehen, hatte das Welterbe-Komitee auf seiner Tagung Anfang Juli in Québec festgehalten. Dresden darf noch ein Jahr auf der Roten Liste der bedrohten Welterbe-Stätten bleiben. (APA/dpa)