Moskau - Der umstrittene Chef des britisch-russischen Ölkonzerns TNK-BP, Robert Dudley, darf seinen Job zwei Jahre lang nicht ausüben. Dazu hat ihn ein Moskauer Gericht verurteilt, das Dudley Arbeitsrechtsverletzungen vorwirft. Bei TNK-BP sollen ausländische und russische Fachkräfte unterschiedlich bezahlt worden sein. Außerdem gebe es Unregelmäßigkeit bei der Verrechnung von Dienstreisen, berichtete die Nachrichtenagentur Ria Nowosti.

Streit um Strategie

Zwischen den Eigentümern des 50:50-Joint-Ventures tobt seit Monaten ein Streit um die Strategie des Unternehmens. Der drittgrößte russische Ölförderer gehört jeweils zur Hälfte dem britischen Ölkonzern BP und der AAR Holding der russischen Oligarchen Viktor Wexelberg, Michail Fridman, German Chan und Leonard Blawatnik.

Im Mittelpunkt des Konfliktes steht Dudley, dem die russischen Miteigentümer vorwerfen, nur die Interessen des britischen Mutterkonzerns zu verfolgen. Daher forderten die russischen Aktionäre wiederholt die Ablöse Dudleys. Ende Juli musste Dudley Russland verlassen, nachdem die Behörden sein Visum nicht verlängert hatten. Er befindet sich derzeit an einem geheim gehaltenen Ort in Mitteleuropa, von wo aus er versucht, das Unternehmen weiterzuführen.

"Robert Dudley hat unsere volle Unterstützung. Wir glauben, dass das ein weiteres Beispiel der behördlichen Aktivitäten ist, die von den anderen TNK-BP-Aktionären initiiert werden", teilte BP laut Reuters mit. TNK-BP werde gegen das Urteil Berufung einlegen.

Dudley muss 14 Euro zahlen

Schon vor Monaten war TNK-BP ins Visier der russischen Steuer- und Einwanderungsbehörden sowie des Arbeitsinspektorats geraten. Vergangene Woche verhängte eine anderes Moskauer Gericht bereits eine Strafe gegen ihn: Wegen der Verletzung der Arbeitsgesetze muss der TNK-BP-Chef zahlen - 500 Rubel, das sind rund 14 Euro.

Da nicht nur Dudley sondern auch 148 ausländische Spezialisten Russland verlassen haben, befürchten Analysten Auswirkungen auf die Performance von TNK-BP. Dazu kommt, dass der Finanzchef des Unternehmens, Michael Owen, auf Grund des Eigentümerstreits gekündigt hatte. Der drittgrößte russische Ölproduzent steuert ein Viertel zur Gesamtfördermenge von BP bei.

Die russischen Aktionäre haben einen Börsegang als Ausweg aus der Krise vorgeschlagen. Bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung im September soll laut Reuters über Änderungen an der Konzernspitze und der Eigentumsverhältnisse beraten werden. (ved, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.8.2008)