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Im Jahresabstand verlangsamte sich der Anstieg der Verbraucherpreise von 3,9 auf 3,8 Prozent.

Foto: AP/Villagran

Wien - Die Inflationsrate ist in Österreich im Juli nicht mehr weiter geklettert, sondern leicht gesunken. Im Jahresabstand verlangsamte sich der Anstieg der Verbraucherpreise von 3,9 auf 3,8 Prozent. Dabei verteuerte sich aber der für Pensionistenhaushalte maßgebliche Warenkorb von 3,9 auf 4,1 Prozent. Im Monatsabstand ging die heimische Inflation insgesamt um 0,1 Prozent zurück. Dies gab die Statistik Austria am Donnerstag bekannt.

Rund ein Drittel der Jahresinflation von 3,8 Prozent wurde vom anhaltend hohen Preisniveau bei Energie (Treibstoffe und Heizöl) verursacht. Etwa ein Fünftel der Teuerung ging auf die Preise für Nahrungsmittel zurück, die laut Statistik Austria nach wie vor auf hohem Niveau verharren: Binnen Jahresfrist verteuerten sich die Lebensmittel um 7,4 Prozent.

Der Anstieg bei dem für die Euro-Zone ermittelten Harmonisierten Preisindex (HVPI) in Österreich ging zum Vorjahr im Juli von 4,0 auf 3,8 Prozent zurück. Im Monatsabstand sank das Preisniveau auf HVPI-Basis sogar um 0,3 Prozent. Der Pensionisten-Preisindex (PIPH) stieg gegenüber dem Vormonat Juni um 0,1 Prozent an.

Verkehr als Preistreiber

Größter Preistreiber im Juli war in Österreich im Jahresabstand die Ausgabengruppe "Verkehr", die mit 7,8 Prozent Anstieg den stärksten Einfluss auf die Inflation hatte. Ein Drittel der Teuerung ist laut Statistik Austria auf diese Gruppe zurückzuführen.

Ausschlaggebend waren die gegenüber dem Vorjahr stark gestiegenen Treibstoff-Preise (durchschnittlich +25 Prozent; Normalbenzin +15 Prozent, Super +14 Prozent, Diesel +36 Prozent). Der Anstieg beim Preisindex für den privaten Pkw-Verkehr hat sich gegenüber dem Vormonat zwar von 9,7 auf 8 Prozent verringert, ist aber doppelt so hoch wie die allgemeine Inflationsrate.

Den zweitgrößten Einfluss auf die Teuerungsrate im Juli hatte die Gruppe "Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke", die ein Fünftel der Gesamtinflation verursachte. Im Jahresabstand stiegen die Preise durchschnittlich um 7,1 Prozent. Dabei trugen Nahrungsmittel allein mit einer Teuerung um 7,4 Prozent binnen Jahresfrist immerhin 0,8 Prozentpunkte zur heimischen Gesamtinflation bei.

Brot und Getreideerzeugnisse verteuerten sich um 12 Prozent (Teigwaren +44 Prozent, Gebäck +10 Prozent, Spezialbrot und Weißbrot +9 Prozent, Butterkekse +16 Prozent, Nussgebäck +8 Prozent), Molkereiprodukte und Eier durchschnittlich um 11 Prozent. Die Preissteigerung bei Vollmilch hat sich auf +1,5 Prozent abgeschwächt, was eine Folge des so genannten "Basiseffektes" ist: Im Juli 2007 war der erste Preissprung bei Vollmilch zu beobachten. Da im Inflationsvergleich nun die Preise von Juli 2008 mit den bereits hohen Preisen von Juli 2007 verglichen werden, haben die Preissteigerungen, die länger als ein Jahr zurückliegen, keine Auswirkung mehr auf die derzeitige Inflationrate.

Teurer Käse

Weiterhin Preistreiber war in dieser Gruppe der Käse (durchschnittlich +19 Prozent; Gouda +21 Prozent, Emmentaler +18 Prozent, Frischkäse und Camembert +19 Prozent). Auch die Preise für Eier stiegen mit 13 Prozent deutlich. Schlagobers und Sauerrahm (je +8 Prozent) und Fruchtjoghurt (+10 Prozent) waren auch im Juli deutlich teurer als ein Jahr davor. Fleisch und Fleischwaren kosteten 5 Prozent mehr (Putenbrustfleisch +10 Prozent, Brathuhn +12 Prozent).

Die Preise für Obst stiegen binnen Jahresfrist um 8 Prozent (Zitronen +51 Prozent, Äpfel +9 Prozent, Pfirsiche/ Nektarinen +19 Prozent, Mandarinen +62 Prozent). Alkoholfreie Getränke verteuerten sich um 4,7 Prozent (Kaffee, Tee, Kakao +8 Prozent, Orangensaft +12 Prozent). Süßwaren wurden 5 Prozent teurer, hauptsächlich verursacht durch Schokoriegel (+9 Prozent) und Vollmilchschokolade (+7 Prozent).

Energie, Wohnung und Wasser

"Wohnung, Wasser und Energie" (im Schnitt +3,3 Prozent) verursachte etwa ein Sechstel der Jahresinflation. Die Haushaltsenergie wurde um 9 Prozent teurer (Strom und Gas +1 Prozent, Fernwärme +3 Prozent) teurer. Die Heizölpreise stiegen um 51 Prozent und verursachten 0,4 Prozentpunkte der Gesamtinflationsrate. Die Instandhaltung von Wohnungen verteuerte sich um 4,3 Prozen. Die Betriebskosten für Wohnungen sanken um 2 Prozent (Mietwohnungen unverändert, Eigentumswohnungen -7 Prozent).

Einziger Inflationsdämpfer im Jahresabstand war, wie schon in den Vormonaten, die Ausgabengruppe "Nachrichtenübermittlung" (-3,5 Prozent), wofür v.a. Preisrückgänge bei Telefon- und Telefaxdiensten (-2,9 Prozent; u.a. Internetentgelt -18 Prozent, Gesprächsentgelt Mobiltelefon -2 Prozent) maßgeblich waren. Aktionen einiger Mobilfunkanbieter beim Aktivierungsentgelt führten im Jahresabstand zu starken Preisrückgängen bei Telefonapparaten und Telefaxgeräten (-37,4 Prozent; Mobiltelefongeräte -50 Prozent).

Preisdämpfer Sommerschlussverkauf

Stärkster Preisdämpfer im Monatsabstand war im Juli durch den traditionellen Sommerschlussverkauf die Ausgabengruppe "Bekleidung und Schuhe" (-12,0 Prozent). Grund dafür war vor allem die Verbilligung bei Bekleidung (-12,8 Prozent; Damenshirt und Damenhose je -17 Prozent, Herrenjacke -24 Prozent). Schuhe wurden um 9 Prozent billiger. Auch Aktionen bei Hausrat und laufende Instandhaltung (-0,5 Prozent) trugen zu diesem leichten Rückgang bei.

Kompensiert wurde der Sommerschlussverkauf durch saisonale Effekte im ersten Hauptreisezeitmonat. Traditionell verteuerten sich "Freizeit und Kultur" (+3,1 Prozent im Monatsabstand) sowie "Restaurants und Hotels" (+1,8 Prozent). So gab es Preisanstiege bei Pauschalreisen (im Schnitt +8,3 Prozent; Flugpauschalreisen +16 Prozent) und bei Beherbergungsdienstleistungen (+8,9 Prozent; Übernachtung im Ausland (Appartement) +28 Prozent, Hotelzimmer mit Frühstück 4*5* +3 Prozent). Aber auch die Glücksspiel-Preise zogen im Monatsabstand deutlich an (+16 Prozent; Lotto-Joker +18 Prozent).

Die Teuerungsrate des Pensionisten-Preisindex (PIPH) lag im Juli um 4,1 Prozent über Vorjahr. Hauptpreistreiber waren dabei Nahrungsmittel (+7,1 Prozent) und Verkehr (+7,6 Prozent), die nach Angaben der Statistik Austria von Donnerstag gemeinsam fast die halbe Teuerungsrate für Pensionistenhaushalte verursachten. Die Preisanstiege in der Gruppe Wohnung, Wasser, Energie (+4,0 Prozent) bewirkten zirka 20 Prozent der Teuerung beim Pensionisten-Warenkorb.

Gesundheitspfege teurer

Gesundheitspflege (+2,6 Prozent), Freizeit und Kultur (+2,5 Prozent), Wohnung, Wasser, Energie (+4,0 Prozent) sowie Verschiedene Waren und Dienstleistungen (+3,0 Prozent) erhöhten die Teuerungsrate des PIPH gegenüber dem allgemeinen VPI insgesamt um 0,5 Prozent-Punkte. In der Gruppe Verkehr dagegen brachte die aktuelle Preisentwicklung bei Treibstoffen aufgrund der gegenüber dem VPI niedrigeren Gewichtung eine Preisdämpfung um 0,2 Prozent-Punkte.

Der für die Euro-Zone relevante HVPI Österreichs lag im Juli ebenso wie der allgemeine VPI um 3,8 Prozent über dem Vorjahr. Der HVPI enthält - anders als der VPI - die Ausgaben von Touristen in Österreich. "Die derzeit überdurchschnittlichen Preissteigerungen von Kraftstoffen und in Restaurants und Hotels wirken daher inflationserhöhend", erläutert die Statistik Austria dazu. Dieser Effekt konnte durch die geringere Bedeutung der Ausgabengruppe Wohnen, Wasser und Energie - der HVPI enthält nicht die Ausgaben von eigentümergenutztem Wohnen - teils kompensiert werden. Zudem sind Glücksspiel-Ausgaben im HVPI nicht enthalten. Da diese derzeit überdurchschnittlich teurer werden, wirkt das dämpfend im HVPI. (APA)

 

Wichtige Preisänderungen im Juli gegenüber dem Vormonat Juni:

 Indexpositionen                 Veränderung        Einfluss auf
gg. Juni 2008 Vormonatsveränderung
+/- Prozent +/- Prozent
Flugpauschalreisen 16,4 0,326
Lotto 17,6 0,103
Übernachtung im Ausland
(Appartement) 28,2 0,099
Dieseltreibstoff 1,5 0,039
Joker (Lotto) 18,2 0,027
Erdbeeren 51,5 0,025
Wohnungsmiete (alle Kategorien) 0,6 0,020
Damensommerschuhe -16,5 -0,024
Herrenanzug -15,6 -0,024
Damenbluse -16,0 -0,032
Herrenhemd -17,1 -0,032
Herrenjacke -24,2 -0,032
Damenjacke -19,8 -0,035
Damenpullover -19,9 -0,041
Damenhose -17,2 -0,047
Damenshirt -16,6 -0,061
Städteflug -14,0 -0,081
 Quelle: Statistik Austria