Wien - Seit Mittwoch ist angerichtet: Die ÖIAG hält in kleinen Zeitungsinseraten (etwa auf 49 Quadratzentimetern in der 1848 Quadratzentimeter großen Financial Times) ihren AUA-Anteil feil; wie berichtet geht es um 42,75 Prozent. Tags zuvor hatte der Ministerrat den Privatisierungsauftrag erteilt. "Interessierte Investoren" sind eingeladen, ihre schriftliche Interessensbekundung an Merril Lynch zu schicken.

Auf Urlaub sollten sie nicht sein, denn Einsendeschluss ist bereits am 24. August, was ein Involvierter ein wenig zynisch so kommentiert: "Das muss so schnell gehen, damit möglichst wenige die Lufthansa-Party stören können."

Der deutschen Airline werden ja die besten Chancen auf den Staatsanteil (25 Prozent plus eine Aktie müssen in österreichischem Eigentum bleiben) eingeräumt. Wobei Airlinemanager aber davon ausgehen, dass das "Gedränge um die AUA nicht so groß sein wird".

Laut Ansicht ihres Hauptaktionärs ÖIAG ist die österreichische Fluglinie alleine nicht mehr überlebensfähig, für das laufende Jahr erwartet man einen Verlust bis zu 90 Mio. Euro.
Interessant wird natürlich die Frage des Kaufpreises, derzeit taucht die Aktie bei 4,28 Euro; die ÖIAG hat die Papiere seit der letzten Kapitalerhöhung aber mit rund sieben Euro in den Büchern. Ein Finanzer dazu: "Mich würde es wundern, wenn nach einer Due Diligence jemand bereit wäre, so viel zu bieten."

200 bis 300 Mio. Euro benötigt

Geschätzt wird, dass die AUA 200 bis 300 Mio. Euro braucht, um wieder auf eine solide Basis zu kommen; wer auch immer einsteigt, wird an der Kostenschraube drehen und den Verkaufsapparat ankurbeln müssen. Laut Experten müsste die AUA-Kostenstruktur um 30 Prozent auf ehemaliges Tyrolean-Niveau gedrückt werden. So geschehen bei Swiss: Dort hat Aktionärin Lufthansa das Niveau auf jenes der Crossair gedrückt.

Zu den kolportierten Interessenten (etwa Air France/KLM, Air China, Aeroflot) kam am Mittwoch einer dazu: Turkish Airlines. "Wir sind prinzipiell an einem Kauf von AUA-Anteilen interessiert" , erklärte Turkish-Chef Temel Kotil.

Unbestätigte Gerüchte gibt es übrigens auch um Niki Lauda und seine Billigairline Niki. Weil es Miteigentümer Air Berlin derzeit nicht so gut geht, liebäugle Lauda damit, bei der Lufthansa zu landen. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 14.8.2008)