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Das Wirtschaftsklima verschlechterte sich in fast allen 15 Ländern des Euroraums. Besonders negativ fielen die Urteile zur derzeitigen wirtschaftlichen Situation in Italien, Spanien, Portugal, Irland und Belgien aus. Weiter günstig wird die Lage jedoch in Österreich, Finnland, Deutschland und den Niederlanden beurteilt.

Foto: AP/Meissner

Berlin - Das Wirtschaftsklima in der Euro-Zone hat sich einer Ifo-Umfrage zufolge so stark eingetrübt wie seit 15 Jahren nicht. "Von einer Rezession gehen wir aber nicht aus", sagte Ifo-Volkswirt Gernot Nerb am Mittwoch. Denn die Wirtschaftslage habe sich zwar abgeschwächt, liege aber immer noch auf relativ hohem Niveau. Das vom Münchner Ifo-Institut ermittelte Stimmungsbarometer für das Sommerquartal fiel auf 61,9 Zähler von 76,3 Punkten und damit zum vierten Mal in Folge. Grund dafür sei vor allem der Pessimismus der 273 befragten Experten, was die künftige Entwicklung betrifft.

Das Wirtschaftsklima verschlechterte sich in fast allen 15 Ländern des Euroraums. Besonders negativ fielen die Urteile zur derzeitigen wirtschaftlichen Situation in Italien, Spanien, Portugal, Irland und Belgien aus. Weiter günstig wird die Lage jedoch in Österreich, Finnland, Deutschland und den Niederlanden beurteilt. In den nächsten sechs Monaten dürfte sich nach Ansicht der befragten Experten die konjunkturelle Verlangsamung in allen Ländern der Eurozone fortsetzen.

Leichtes Wachstum erwartet

Zuletzt hatte sich das von der EU-Kommission berechnete Geschäftsklima für den Währungsraum so stark eingetrübt wie seit fünf Jahren nicht mehr. Volkswirte gehen davon aus, dass die Wirtschaft im Frühjahr um 0,2 Prozent geschrumpft sein dürfte. Ifo-Fachmann Nerb rechnet aber nicht damit, dass sich diese Entwicklung im dritten und vierten Quartal fortsetzt. Denn dann erwartet er wieder ein leichtes Wachstum.

Die Konjunkturflaute hatte jüngst auch die Europäische Zentralbank (EZB) davon abgehalten, ihren Leitzins wegen der Rekordinflation zu erhöhen. Die vom Ifo befragten Experten erwarten zwar steigende Leitzinsen im Laufe der nächsten sechs Monate. Seit der Umfrage im Juli habe sich das konjunkturelle Bild aber geändert, sagte Nerb: "Aus heutiger Sicht ist der Inflationsgipfel wohl überschritten, und wegen des jüngsten Rückgangs der Ölpreise ist ein Zinsanstieg voraussichtlich nicht mehr notwendig."

Auch die jüngsten Entwicklungen am Devisenmarkt sind nicht in die Umfrageergebnisse eingelaufen. Die befragten Forscher hatten den Euro zum Dollar als unterbewertet bezeichnet. Seit EZB-Chef Jean-Claude Trichet Ende vergangener Woche Risiken für die Konjunktur in Euroland betonte, verlor die Gemeinschaftswährung etwa sechs Cent zum Greenback und notierte am Mittwochmittag bei rund 1,49 Dollar. (APA)