Defacement-Attacke gegen das georgische Außenministerium.

Sophos

Am 13. August ist Waffenruhe eingekehrt. Georgiens Plan, "abtrünnige" Gebiete zu überrumpeln, scheint vor der militärischen Übermacht Russlands zum Stillstand gekommen zu sein. Friedensverhandlungen mit der EU sind bereits angelaufen...

Doch Wochen bevor die Bomben auf Georgien fielen, machte ein IT-Sicherheitsforscher aus Massachusetts eine bemerkenswerte Entdeckung. Er verfolgte eine Internet-Attacke gegen das Ex-sowjetische Land. In einem Daten-Stream, der an die georgische Regierung gerichtet war, fing er eine Botschaft: "win+love+in+Rusia". Laut  Experten starteten die Angriffe gegen die Infrastruktur des Staates schon am 20. Juli, berichtet die New York Times. Mit D.D.O.S.-Schlägen (distributed denial of service) überschwemmten die Angreifen die Datenleitungen und brachten die georgischen Server zum erliegen. Unter anderem konnte daraufhin die Webseite des Präsidenten für 24 Stunden nicht mehr aufgerufen werden.

Neue Kriegsführung

Die Sicherheitsspezialisten lokalisierten den angreifenden Server in den USA. Er sei nur wenige Wochen vor Kriegsbeginn online gegangen. Wie sich nun herausstellte, dürften die Juli-Attacken so etwas wie eine Generalprobe für einen breit geführten Cyber-Schlag gewesen sein, als dann auch die ersten Schüsse zwischen Russland und Georgien fielen - die ersten Cyber-Attacken, die Hand in Hand mit militärischen Interventionen geführt wurden.

Und mit Sicherheit waren es nicht die letzten. Denn die Schläge gegen die Kommunikations-Infrastruktur seien so billig und einfach zu führen, sagt der Leitende Forscher von Packet Clearing House Bill Woodcock gegenüber der NYT, dass sie zum festen Bestandteil der modernen Kriegsführung werden könnte. Ein gesamter Cyber-Feldzug koste in etwa so viel wie das Trittbrett eines Panzers.

Unklar

Hinzu kommt noch, dass die Angriffe über das Netz nur schwer zurückzuverfolgen sind. Die Verantwortlichen hinter den Internet-Attacken auf Georgien konnten bislang nicht identifiziert werden. Georgien beschuldigt Russland, doch Russland weist die Vorwürfe zurück. Es liegen allerdings Beweise vor, wonach manche der Angriffe über russische Telekommunikationsfirmen geleitet wurden, einer der Attacken konnte auf ein Hosting-Center in Russland zurückverfolgt werden. Unter anderem wurden auch Rundfunkanstalten in Mitleidenschaft gezogen.

In jedem Fall aber scheinen die Auswirkungen für Georgien vergleichsweise gering gewesen sein. Denn der 4,6 Millionen Einwohner kleine Staat ist ein Nachzügler der Internetrevolution, die Abhängigkeit vom Internet hat noch nicht eingesetzt. In westlichen Zivilisationen hätte eine derartige Kriegsführung allerdings verheerende Folgen nach sich ziehen können.  (zw)