Fische kopulieren - wie die meisten im Wasser lebenden Tiere - außerhalb ihres Körpers: Das Weibchen gibt seine Eier ins Wasser ab und das Männchen verteilt seine Spermien darüber. Der Umstand, dass die Männchen die Letzten am "Tatort" sind, führt im Übrigen dazu, dass sie bei brutpflegenden Arten diejenigen sind, die sich um die Jungen kümmern. Durch die innere Befruchtung finden sich bei den Säugern eher die Weibchen in dieser Rolle.

Wie gut die Chancen auf erfolgreiche Befruchtung sind, hängt unter anderem wesentlich von der Beweglichkeit oder Motilität der Spermien ab. Im Unterschied zu Säugern ist die Motilitätsphase von Fischspermien sehr kurz. Die aktive Vorwärtsbewegung wird erst beim Ablaichen durch den Kontakt des Ejakulats mit Wasser ausgelöst und hält dann eine halbe bis eine Minute an. Das reicht normalerweise aus, um die Eier zu befruchten, nicht jedoch für die diversen Nutzungen, die der Mensch für Fischspermien gefunden hat.

Wirtschaftlich interessant sind sie für die künstliche Befruchtung in der Aquakultur und bei Besatzmaßnahmen, umwelttechnisch dienen sie als Modelle für die Wirkung von Umweltgiften und - tiefgekühlt - für die Anlage von Genbanken zur Erhaltung der Biodiversität.

All diese Einsatzgebiete würden enorm davon profitieren, wenn sich die Motilitäts- und/oder die Lagerungsphase verlängern ließe, denn auch in nicht aktiviertem, unbeweglichem Zustand bleiben die Spermien maximal zwei bis drei Stunden lebens- und befruchtungsfähig. Dazu wäre jedoch eine weit bessere Kenntnis der Samenbiologie nötig, als derzeit vorhanden ist.

Besonders über biochemische Mechanismen, die die Funktion der Spermien bei Fischen beeinflussen, ist bislang wenig bekannt. Franz Lahnsteiner vom Fachbereich Organismische Biologie der Universität Salzburg und seine Mitarbeiter versuchen derzeit in einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt, dieses Manko zu beheben.

Samenbiologie

Wie bei den Säugern auch sind die Spermien von diversen Sekreten umgeben, die gemeinsam das sogenannte Seminalplasma bilden. Dessen anorganische Bestandteile sowie deren Eigenschaften und Wirkungen auf die Spermien sind recht gut erforscht, ebenso wie die Effekte von Temperatur und Sauerstoff. Was die organischen Fraktionen der Samenflüssigkeit betrifft, so haben neuere Studien ergeben, dass sie eine wesentliche Rolle dabei spielen, wie gut die Spermien funktionieren. So beeinflusst etwa der Gehalt an Vitamin C und E des Plasmas die Lebensfähigkeit des Samens, und Harnsäure kann ihn vor Schaden durch Antioxidantien schützen. Auch von einigen Proteinen weiß man, dass sie die Haltbarkeit von Sperma erhöhen.

Über die Unterschiede in der Samenbiologie zwischen verschiedenen Fischarten ist jedoch nur wenig bekannt. Deshalb forschen Lahnsteiner und seine Mitarbeiter nicht nur an einer Art, sondern an Forellenarten, Karpfenarten und Meerbrassen - in der Hoffnung, deren Manneskraft zu erhöhen. (strn/DER STANDARD, Printausgabe, 13.8.2008)