New York/London - Die Meldungen über ein mögliches Ende der Kämpfe im Kaukasus-Konflikt haben am Dienstag zeitweise für deutliche Entspannung an den internationalen Ölmärkten gesorgt. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) US-Rohöl fiel auf ein Tagestief von 112,48 Dollar (75,45 Euro). Das waren 1,97 Dollar weniger als am Vortag. An der Börse in London gab der Preis für Brent-Rohöl auf ein Tagestief von 110,47 (minus 2,20) Dollar (74,11 Euro) nach. Russlands Präsident Dmitri Medwedew hatte zuvor die Einstellung der Kampfhandlungen in Georgien befohlen. Zudem drückte der erstarkende Dollar die Ölpreise.

Im weiteren Handelsverlauf legte der Preis der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) allerdings wieder leicht zu, auch Brent zog wieder leicht an. Von einer allgemeinen Entspannung ging der Rohstoffexperte der Commerzbank, Eugen Weinberg, nicht aus. Trotz der Beruhigung der Lage im Kaukasus habe der Konflikt grundsätzlich die geopolitischen Spannungen verstärkt. In der aktuellen Marktstimmung sei auch ein schneller Anstieg der Ölpreise bis an die Marke von 120 Dollar weiterhin möglich, sagte Weinberg.

Nach Ansicht der Internationalen Energieagentur (IEA) zeigten der Krieg in Georgien und die Schließung der über Tiflis laufenden internationalen Ölleitung keine nennenswerten Auswirkungen auf die Ölpreise. Die Preise der Ölterminkontrakte seien seit Anfang Juli um ein Fünftel gefallen, erklärt die IEA in ihrem Ölmarktbericht in Paris. Vor allem das Ausbleiben von Hurrikan-Schäden in der Karibik habe dafür gesorgt, dass der Ölpreis um 30 Dollar je Fass zurückging.

IEA erhöht Prognose

Die IEA erhöhte zudem ihre Prognose für den Zuwachs der weltweiten Ölnachfrage 2009 um 60.000 auf 930.000 Fass. Grund sei die Zunahme des Ölverbrauchs der Schwellenländer, hieß es. Weltweit dürften 2009 rund 87,8 Mio. Fass Öl nachgefragt werden.

Die Ölförderung der OPEC-Staaten stieg im Juli um 145.000 auf 32,8 Mio. Fass pro Tag. Vor allem Saudi-Arabien, Nigeria und der Iran erhöhten die Produktion. Außerhalb des Anbieterkartells kurbelten vor allem Norwegen, Kanada, Brasilien und Argentinien die Förderung an. Weltwelt nahm die Förderung im Juli um 890.000 auf 87,8 Mio. Fass zu. Laut Weinberg gibt es Anzeichen, dass die Ölnachfrage aus den Boom-Regionen Chinas langsam an Kraft verliert. So habe der weltweit zweitgrößte Ölverbraucher im Juli einen Rückgang der Rohölimporte um sieben Prozent im Vergleich zum Vormonat gemeldet. (APA/dpa)