Der Elektrokonzern Infineon hat bei der Entwicklung von Chipkarten für das Nahverkehrssystem der chinesischen Metropole Shenzhen mitgewirkt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag in einer Presseaussendung mit. Zu den digital erfassbaren Fahrkarten, die dort statt Stempelkarten eingesetzt werden, hat Infineon Sicherheitscontroller beigesteuert, die im steirischen Developmentcenter in Graz entwickelt wurden. Zwei Millionen der modernen Fahrausweise sind schon im Umlauf, bis Ende des Jahres sollen es drei Millionen werden. Geht es nach Infineon, könnte diese Innovation auch in Deutschland Einzug halten.

Maximal 100 Euro

Die Kontaktlos-Chipkarten funktionieren wie Skikarten, mit denen der Benutzer die Kontrollschleuse passieren muss, um eingelassen zu werden. Ein Sensor erfasst das elektronische Signal und bucht die Fahrt ab. Das System, das Infineon auf den elektronischen Fahrkarten in Shenzhen einsetzt, funktioniert nach gleichem Muster. Zusätzlich kann damit in Supermärkten bezahlt werden, so wie mit der aufladbaren Quick-Funktion auf der Bankomatkarte. In der nördlich von Hongkong gelegenen Stadt akzeptieren bereits mehr als 500 Kaufhäuser die Karte für Zahlungen von umgerechnet maximal 100 Euro.

Zählt man die Wanderarbeiter dazu, hat Shenzhen an die zwölf Millionen Einwohner. In Städten dieser Größenordnung sei es wichtig, die Vorgänge im öffentlichen Nahverkehr - zum Beispiel mit Kontaktlos-Chipkarten - zu beschleunigen, erklärte Monika Sonntag von Infineon. Das Unternehmen ist zur Zeit der einzige Zulieferer dieser Technik. Bis 2011 sollen zusätzlich zu den ersten drei Millionen noch weitere acht Millionen elektronische Tickets an die Bevölkerung ausgegeben werden. "Das Shenzhen-Projekt könnte Vorbild-Wirkung in Sachen Nahverkehr für ganz China haben", hoffte Helmut Gassel von der Abteilung, die das System mitentwickelt hat.

Sicherheiten

Die Sicherheitsfunktion auf den Karten stellt sicher, dass nicht mehr Geld abgebucht werden kann, als darauf gespeichert ist. Wird die Karte jedoch gestohlen, können auch andere Menschen damit bezahlen. Der Mehrwert gegenüber den Stempelkarten: Man muss sie nicht abstempeln und kann damit im Supermarkt einkaufen.

Auch für Verkehrsräume in Deutschland sind diese Karten bereits im Gespräch. Im Unternehmen gibt es Überlegungen, die insgesamt 350 Verkehrsunternehmen zumindest regional mit Hilfe einer allgemeingültigen Fahrausweises zusammenzufassen. Konkrete Projekte gab es bisher keine. Für Österreich seien im Moment ebenfalls keine derartigen Projekte in Sichtweite. (APA)