Wien - Für Irritationen sorgen unterschiedliche Versionen im heute beschlossenen Ministerratspapier zur beschlossenen Privatisierung der AUA. Ein ursprünglich vom Büro des Vizekanzlers und Finanzministers Wilhelm Molterer (V) vorgelegter Entwurf wurde in Folge vom SPÖ-Team "überarbeitet". Am wesentlichen Privatisierungsbeschluss habe sich damit aber nichts geändert, betonten beide Seiten.

So ist in der ursprünglichen Version die Rede von drohenden "Redimensionierungsmaßnahmen" im Jahr 2009, wenn die AUA keinen Airline-Partner findet und somit allein weiterleben muss. In der Neufassungen sind für diesen Fall nur noch "Maßnahmen" in Aussicht gestellt. Die Einleitung, die AUA habe "sehr erfolgreich" an der Fortführung des Unternehmens gearbeitet, wurde auf "aktiv" abgeschwächt. In der neuen Version soll der Erstellung einer Short List unter den Interessenten ein "transparenter und ergebnisoffener Prozess" vorausgehen. Diese Passage fand sich in der Urversion gar nicht.

Die ÖIAG begrüßt den heute erteilten Privatisierungsauftrag, "der die Weichen für eine nachhaltige Zukunftssicherung der AUA stellt", und kündigt "ein offenes, transparentes und faires Bieterverfahren" an. ÖIAG-Chef Peter Michaelis will bereits morgen mit der Partnersuche beginnen. Sollte der "sehr ambitionierte Zeitplan" - bis spätestens Ende 2008 soll ein strategischer Partner gefunden sein - nicht reichen, geht Michaelis von einer Verlängerungsmöglichkeit aus.

Neuerliche Kritik

Die FPÖ übt heute neuerlich Kritik an der Person von ÖIAG-Chef Michaelis. Dieser habe "als Aufsichtsratsvorsitzender der Austrian Airlines und als ÖIAG-Chef gezeigt, dass er nicht der richtige Mann für die durchaus delikate Aufgabe ist, den Bundesanteil der AUA zu veräußern", erklärte FP-Luftfahrtsprecher Norbert Hofer. Daher sollten für die AUA-Privatisierung Fachleute herangezogen werden, fordert Hofer. An der Sperrminorität in österreichischer Hand dürfe nicht gerüttelt werden.

Für das Liberale Forum (LIF) ist der heutige Beschluss eine "reine Augenauswischerei". Mit neuen Frist bis Jahresende werde die Entscheidung auf die nächste Regierung überwälzt, die jetzige Regierung könne einen scheinbaren Erfolg verkaufen. "Nur eine rasche und ehrliche Vollprivatisierung - also ein strategischer Partner - kann die Probleme der AUA lösen", so LIF-Wirtschaftssprecher Hans Peter Haselsteiner. Die von der Regierung fixierten Bedingungen hätten für ernsthafte Interessenten und damit auch für das Wohl der AUA "gravierende Nachteile".

BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz begrüßt den Privatisierungsauftrag für die AUA und fordert eine Standort- und Arbeitsplatzgarantie für einen Käufer der AUA-Anteile.

An der Wiener Börse lag die AUA-Aktie am Nachmittag mit 4,26 Euro gegenüber dem Vortagesschlusskurs um 2,9 Prozent im Plus. (APA)