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Das Unterbewusstsein ist fixer Bestandteil der menschlichen Psyche, daher ist auch jeder Mensch hypnotisierbar.

Foto:AP/Daniel Ochoa de Olza

Der Hypnose haftet noch ein zweifelhafter Ruf an. Kolportiert werden klassische Szenarien, in denen wehr- und willenlose Opfer, in Trance versetzt, anderer Leute Befehle befolgen. "Genau das Gegenteil ist der Fall. Niemand verliert in Trance seinen eigenen Willen", erklärt Walter Tschugguel, Leiter des ersten postgradualen Universitätslehrgangs (ULG) für zahnmedizinische Hypnose und definiert Hypnose als Zustand fokussierter Aufmerksamkeit auf das innere Erleben.

Jeder Mensch ist hypnotisierbar

Psychologen tun sich leicht. Das Unbewusste ist ihr Metier und sie wissen, dass der bloße Wille dem Menschen sein Unbewusstes niemals bewusst macht. Um zu Verdrängtem oder Abgewehrtem vorzudringen bedarf es anderer Werkzeuge. Psychoanalyse und Hypnose zählen dazu. "Das Unterbewusstsein ist fixer Bestandteil der menschlichen Psyche, daher ist auch jeder Mensch hypnotisierbar", erklärt Tschugguel und räumt einen Irrtum mehr aus dem Weg.

Krankheitsverläufe positiv beeinflussen

Der Allgemeinmediziner und Facharzt für Frauenheilkunde weiß diese Tatsache für seine Patienten zu nützen. Im veränderten Bewusstseinszustand der Trance lassen sich nicht nur viele chronische Krankheiten günstig beeinflussen und manchmal sogar heilen, sondern auch unerwünschte Verhaltensmuster dauerhaft ausschalten.

Unliebsame Verhaltensmuster auflösen

Zweitere sind die Klassiker der Hypnose: Raucherentwöhnung und Gewichtsreduktion. Beides ist bekannt schwierig zu behandeln. Der Wunsch ohne eigenes Zutun zum schlanken Nichtraucher zu werden, ist dagegen allgemein hin sehr groß. Es wäre zu schön, doch leider, die bittere Wahrheit ist: Allein dem Patienten obliegt auch der Erfolg der Hypnose.

Non-Direktive Hypnose

Der Hypnotiseur greift nur am Rande in das Geschehen ein, gibt Anstöße und bringt seine Patienten selbst dazu, alternative Lösungen für das Rauchproblem zu finden. Non-Direktive Hypnose nennt sich diese Methode, bei der Arzt und Patient als Partner einander ebenbürtig sind.

Direktive Hypnose

Von dem Versuch, Patienten mit Hilfe direktiver Suggestion das Rauchen abzugewöhnen, hält Tschugguel wenig: „Das wäre wie mentale Chirurgie, und die bringt nur kurzfristig den erhofften Erfolg". Kurzfristig ist das entscheidende Stichwort, denn genau diese Wirkung zeichnet die direktive Hypnose aus. In der Zahn- und Akutmedizin findet sie ihren Vorzug. Angst- oder Schmerzreduktion ist hier für die Zeit der Behandlung und unmittelbar danach gedacht. "Die Blutung stoppt", erwähnt Tschugguel als typische Beispiel einer einfachen, direkten Suggestion.

"Hokuspokus" des autonome Nervensystems

Eine Blutung verbal zu beenden klingt jedoch eher nach Hokuspokus, als nach einer wissenschaftlich fundierten Behandlungsmethode. Gezaubert wird allerdings nicht. Allein das Vertrauen des Hypnotiseurs in die Effektivität seiner Methode, wirkt auf den Patienten beruhigend. Dahinter steckt das , das den Anweisungen folgend verschiedene Körperfunktionen, so auch die Drosselung der Durchblutung in der gewünschten Region, beeinflusst.

Öffentliche Show und wirksame Heilmethode

Das Prinzip ist also simpel und hat nichts mit Magie zu tun. Trotzdem: Öffentliche Showhypnosen untergraben fortwährend die Ernsthaftigkeit dieser wirksamen Heilmethode. "Viele Menschen wissen einfach zu wenig über klinische Hypnose ", betont Tschugguel und bestreitet nicht, dass Missbrauch vorkommt. Da es in Österreich nur ausgebildeten Medizinern und Psychologen vorbehalten ist Hypnose zu praktizieren, ist man davor aber weitgehend geschützt. Ab November 2008 wird die akademische Ausbildung an der medizinischen Universität in Wien angeboten.

Erfolg durch Vertrauen

"Wenn die hypnotische Beziehung funktioniert, ist der Patient immer auf der sicheren Seite", betont Tschugguel abschließend und hofft damit letzte verbleibende Ängste zu nehmen. Eines ist jedenfalls unbestritten: Der Erfolg jeder Therapie setzt eine vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung voraus. (phr)